von Corinne:
Mit dem Flug von Tokyo ging es für uns weiter nach Taipeh. Am Flughafen informierten wir uns gleich über ein Mietauto und über den Transfer zum Hotel. Die Miete des Autos war vom Flughafen aus einiges teurer als von der Stadt aus, deshalb entschieden wir uns noch keines zu mieten. Der Transfer war auch schnell organisiert. So sassen wir schnell in einem Bus, welcher uns zum Hotel brachte. Bis jetzt funktionierte sogar alles noch auf Englisch, hier in der Hauptstadt ist die Sprache noch nicht so fremd, als an anderen Orten in Taiwan. Wir besuchten in den folgenden drei Tagen die berühmte Nationale Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle, den Präsidentenpalast, den Longshan-Tempel, den Taipei 101 und natürlich die lebhaften Nachtmärkte.
Zwischendurch organisierten wir den weiteren Verlauf unserer Reise in Taiwan. Wir mussten immer noch ein Auto mieten. So machten wir uns schlau darüber wo wie dies am besten machen. VIP Car Rental wurde uns wärmstens am Flughafen empfohlen, also gingen wir gleich in das Büro der Firma. Das Taxi hielt bei einem unscheinbaren Gebäude, die Anschrifttafel hing unauffällig über dem Eingang. Martin schaute mich mit grosser Skepsis an und meinte gleich “hier miete ich bestimmt kein Auto"! Manchmal nervt es echt, ich meine was hat er sich vorgestellt? Das ein roter Teppich ausgerollt da liegt, wir in eine Halle eintreten mit Blumengestecken, vergoldeten Kugelschreibern und einer Schönheit hinter dem Tresen, die uns einen Mercedes S Klasse zum Spottpreis nachwirft? (Anmerkung der Redaktors Martin: So schlimm war es nicht!!!) Nee, hier in Taiwan sieht halt ein Autovermietungsbüro ein wenig anders aus, das soll aber nicht heissen, dass der Service schlecht ist oder dass das Auto nicht hält was es verspricht. Nach einigen mahnenden Worte er solle jetzt einfach mitkommen und sich überraschen lassen, war auch Martin bereit die Türschwelle zu passieren. Die nette Dame hiess uns Willkommen und redete ein sehr gutes Englisch. Das war schon einmal ein grosser Pluspunkt, denn das ist lange nicht selbstverständlich hier :). Nach einer gute halben Stunde war alles erklärt und erzählt, ich war bereit das Auto zu mieten. Ja, ihr wisst ja was jetzt kommt, Martin nicht! Er meinte wir sollen es uns doch nochmals durch den Kopf gehen lassen und evtl. noch eine andere Vermietung aufsuchen um einen Vergleich zu haben. Seine Argumente sind ja wirklich gut, doch ich fand es trotzdem übertrieben nochmals auf die Suche zu gehen. Denn schliesslich liegen hier die Autovermietungen nicht herum wie Sand am Meer. Puuuhh nach langem hin und her konnte ich Martin überzeugen! Wir hatten also soeben unser Auto für 21 Tage gemietet. Der Wagen wurde uns, wie vereinbart, ins Hotel geliefert. Und so starteten wir unser Abenteuer Taiwan mit dem Auto am frühen Morgen mitten in Taipeh. Alles war gepackt, die Wasserflasche im Getränkehalter, das Navi am Strom, na dann kann es ja losgehen. Etwas fehlte noch das Navi muss uns ja noch den weg erklären, wir schalteten es also ein und gaben ihm die geforderten Informationen. Wir drückten auf Suchen… einige Sekunden später kam die Meldung “nicht gefunden”, OK wir versuchten es einige hundert mal eine ganz klar vorhandene grosse Stadt einzugeben. Doch dieses sch… Navi fand absolut nichts. Irgendwann fanden wir heraus, dass wir zuerst die Provinz eingeben müssen, na toll es gibt so einige Provinzen hier und wir haben keine Ahnung wie die alle heissen. Ich ging also zurück ins Hotel und lies mir mal die grössten aufschreiben. Zurück im Auto mit den hilfreichen Informationen konnten wir das Navi doch noch gebrauchen.
Unser erstes Ziel war, das Fort San Domingo. Es lag nur eine Stunde von Taipeh entfernt und wurde von den Holländer erbaut. Wir trafen im Fort auf eine grosse Schulklasse, als die uns erblickten war die Hölle los, alle waren total verstört und schauten uns an als wären wir Ausserirdische. Monica, Ivo’s Freundin die von Taiwan kommt, hat uns vorgewarnt, in Taiwan gibt es fast keine weissen Touristen. Sie sagte uns auch, dass die meisten sehr merkwürdig auf uns reagieren werden, weil es für die Leute total seltsam sei solche Menschen wie uns anzutreffen. Ok, wir dachten uns, dass sie es ein wenig übertrieb mit ihren Geschichten, doch das hat sie definitiv nicht. Die Fahrt ging für uns weiter zum North Point, wo wir einen Strand und Leuchtturm besuchten. Gegen den Abend mussten wir uns dann auf die Suche nach einer Unterkunft machen. Unser Reiseführer empfiehl uns Keelung. Als wir ankamen, waren wir schon ein wenig müde und wollten so schnell wie möglich etwas finden. Die Stadt war so was von hässlich und erdrückte einem fast. Wir waren wieder einmal sprachlos über die unzähligen unschönen, alten und ungepflegten Häuser. Was einem wiederum total konfus macht, ist die Tatsache, dass alle Gebäude im innern wahnsinnig schön gestaltet sind, alles hat seine Ordnung und ist sauber. Die Geschäfte sind sehr gepflegt sie wirken stylisch und modern. Doch von aussen ist vieles einfach eine Katastrophe. Zurück zu unserer Hotelsuche. Es erwies sich definitiv als schwierig. Leider war keine Tafel mit unseren Schriftzeichen versehen und so verstanden wir auch bei keinem Gebäude, ob es ein Hotel ist oder nicht. Von aussen sind sie in einer Stadt fast nicht ausfindig zu machen. Wir entschieden uns nach einer guten halben Stunde Frust, ein Stück zurückzufahren und in eines der Hotel zu gehen welches wir vorher in einer Bucht gesehen hatten. Wir folgten dem Schild Ocean View Hotel. Es führte uns in eine Geisterstadt, weit und breit war kein Mensch, alles sah aus als wäre es verlassen. Das Hotel selbst glich keineswegs den Bilder auf der Werbetafel. Martin meinte schon, dass wir bestimmt falsch seien. Ich wollte aber in das angebliche Hotel, das ohne Namen in der Gegend steht mal hinein schauen. Eine Holztreppe führte auf eine grosse Terrasse mit Pool. Algen hatte der noch keine, also müsste evtl. auch jemand hier sein. Ich schaute dezent durch die grosse Eingangstür und da sassen doch tatsächlich zwei Damen an der Rezeption! Wir gingen hinein um nach einem Zimmer zu fragen. Ausgebucht sind die ja ganz bestimmt nicht, es ist sogar fast schon ein wunder, dass die Damen keinen Staub auf dem Kopf hatten. Sie boten uns zu einem Bombenpreis eine Suite an. Bombenpreis meine ich damit, das er unser Tagesbudget knallhart überschritt. Doch wir hatten wirklich absolut keine Lust mehr uns wieder ins Auto zu setzen. Also sagten wir zu und bezogen das Zimmer. Der Preis war dann doch ganz OK für ein Zimmer mit Wihrlpool, Sauna und dem inbegriffenen Abendessen und Morgenessen. Tags darauf fuhren wir zu einem nahe gelegenen Geopark, dort erwarteten uns bizarre Gesteinsformationen und eine menge chinesischer Touristen. Auf der Strecke besuchten wir ausserdem noch ein schönes Tee Dorf, hoch oben am Berg mit schöner Sicht auf die Küste. Dieses mal hatten wir keinen Stress wegen der Unterkunft. Wir hatten im Internet etwas gebucht. Am Abend kamen wir in Yilan an. Das Abendessen lag fein säuberlich aufgebart auf einem rollenden Stand. Gemüse, Fische, Innereien und Reis. Davon konnten wir das auswählen was wir essen wollten. Wir entschieden uns für Fisch und Gemüse mit Reis. Der nächste Tag verhiess nichts gutes, schon am frühen Morgen regnet es in Strömen. Wir hatten eine der spektakulärsten Küstenabschnitte Asiens vor uns und hatten leider gar nichts davon, ausser überschwemmte Strassen, riesige Wasserfälle und herabfallende Steine. Wir fuhren fünf Stunden der engen, kurvigen Passstrasse entlang und durchquerten hunderte von Tunnels bis wir am Abend in Hualien ankamen. Jimeis Homestay hiess unser nächstes zu Hause für drei Nächte. Der Besitzer ist ein ganz toller Kerl und sehr Rennrad begeistert, er umrundete Taiwan schon zwei Mal in je fünf Tagen. Sein Homestay ist ein richtiges “Bijou”. Endlich mal ein Taiwaner der es versteht ein Haus richtig schön zu bauen. Jimei redet sogar Englisch und so hatten wir hier das erste Mal so richtig Gelegenheit jemanden kennen zu lernen. Dies erwies sich generell als schwierig in Taiwan, da einfach eine riesige Sprachbarriere besteht. Wir hatten am zweiten Tag in Hualien, Wetterglück! Natürlich ergriffen wir sofort die Gelegenheit die Taroko Schlucht zu besuchen, denn wer weiss schon, wie der nächste Tag aussieht. Während dieser Zeit in Taiwan muss man jede Minute nutzen in der es nicht regnet. Wir fuhren eine weile in die Schlucht hinein um eine kleine Wanderung zu machen. Bei 95% Luftfeuchtigkeit wird schon eine Stunde zum schweisstreibenden Freizeitvergnügen. Auf dem Weg flatterten uns unzählige riesige Schmetterlinge entgegen, viele Steinwände waren überhängend und unter uns toste das Wasser des Flusses. Nach gut zwei Stunden waren wir patsch nass zurück beim Auto, dort mussten wir zuerst mal unsere Wasserflaschen wieder auffüllen und unseren Waschlappen auswaschen. Ohne diesen geht hier sowieso fast niemand aus dem Haus. So ein Lappen ist ein totales “must to have” in dieser Jahreszeit. Den Rest des Tages verbrachten wir ebenfalls in der Taroko Schlucht, sie führt einem weit ins Landesinnere hinein und danach über einen 3’500 Meter hohen Pass in die Alpen. Diese Reise werden wir aber erst in zwei Tage antreten und deshalb kehrten wir auch gegen den späteren Nachmittag wieder um Richtung Meer zurück. An der Küste kitzelten uns einige Sonnenstrahlen und wie schon vorher gesagt, lass im Juni in Taiwan keinen Moment verstreichen, wo es das Wetter gut mit dir meint. Bei unserer Ankunft in Hualien tobte ja gerade ein Taifun und deshalb sahen wir ja gar nichts von der spektakulären Klippenkulisse. So entschieden wir uns noch ein gutes Stück den Klippen entlang zu fahren um einen guten Aussichtpunkt zu finden. Wir wurden definitiv belohnt. An einem unscheinbaren Parkplatz fanden wir einen Weg der zum tosenden Meer runter führte. Die Wellen waren wie immer gross und prallten mit einer gehörigen Wucht an den Strand. Bis weit in die Ferne reichend erhob sich die gewaltige Klippenlandschaft. Man sagt, der Weg von Taipeh nach Hualien sei eine der spektakulärsten Küstenstrassen Asiens. Wir bewunderten noch eine ganze Weile von diversen Punkten aus die wunderbare Aussicht. Es war schon dunkel als wir zurück waren und unser Magen knurrte, so gingen wir direkt zum Nachtmarkt wo es feine Essensstände gab und hauten uns ein feines Fleisch mit Reis hinein. Um Hualien herum gingen wir ausser zur Taroko Schlucht zu einem bekannten Karpfenteich etwas wandern, aber eben das “Wandern” muss definitiv in Anführungszeichen stehen :).
Wir fuhren am frühen Morgen in Hualien ab. Das Wetter war hervorragend und war wie bestellt für die heutige Tour. In der Taroko Schlucht hielten uns doch noch einige Sehenswürdikeiten von der Durchfahrt ab und zwar fanden wir an einer Stelle wunderschöne Tempel hoch oben auf den Felsen. Ganz eindrücklich war auch das sogenannte Schwalbentor, ein in den Fels gemeisselter Tunnel führt einem zum Schluchtenpunkt, bis zu 500 Meter geht es gerade hinunter, die hunderten von Schwalben fliegen eine regelrechte Flugshow in schwindelerregender Höhe. In der Schlucht entdeckten wir beim fahren eine Hängebrücke, ich hatte schon ne grosse klappe, dass ich sie unbedingt überqueren möchte. Kaum stehe ich auf dem schwankenden Ding, bekomme ich einen mächtigen Schub Höhenangst zu spüren. Ich musste auf dieser Reise definitiv feststellen, dass ich angefangen habe eine gewisse Höhenangst zu entwickeln. Man, das nervt mich wirklich, ich möchte das gar nicht haben, aber sobald ich über etwas gehe, wo man durchschauen kann, bekomme ich sie. Martin rannte förmlich über die Brücke und hatte eine Menge Spass mich zu ärgern :). Nach einiger Zeit sind wir auf der höhe der Wolken angekommen, sie ziehen spielerisch über die Berge und durch das Tal. Die Bilder die sich vor uns auftun sind einmalig und unvergesslich, was für eine bombastische Aussicht. Wir kamen nicht mehr aus dem Staunen heraus und mussten auf der Fahrt eingestehen, dass die Bauarbeiter hier wirklich einiges geleistet hatten. Es gibt unzählige brenzlige Passagen und die unglaublichen Massen Wasser, die hier jedes Jahr niederfallen, begünstigen den Erhalt der Strasse auch nicht gerade.
Nach über 3’000 Höhenmeter kamen wir auf dem Gipfel an. Satte Wiesen mit Bergblumen prägten das Bild. Die hochalpine Zone mit unglaublich angenehmer Luft war so Gegensätzlich, dass man es fast nicht glauben konnte, immer noch im selben Land zu sein. Wir genossen jede Minute in diesem angenehmen Klima, so setzen wir uns auf einen gemütlichen Stein und bewunderten die Wolken wie sie durch die Täler und über die Gipfel tanzten. Viel Zeit blieb uns jedoch nicht denn wir hatten noch mindestens drei Stunden Fahrt vor uns bis zum Sonne Mond See. Bei der Abfahrt hinunter ins Tal konnten wir von hoch oben die Reis- und Teeterrassen bewundern. Die sanften Linien, die durch die Terrassen entstehen sehen von weit weg aus wie gezeichnet.
Beim Sonne Mond See angekommen, waren wir schon ein wenig enttäuscht, über das was wir gesehen haben. Er wird überall im Land als das Highlight hoch gepriesen und doch ist er für uns nicht so einzigartig wie erwartet. Wir hatten grundsätzlich gutes Wetter d.h. es hat nicht geregnet, der Himmel war trotzdem immer Wolkenverhangen. Vielleicht sieht alles noch ein wenig schöner aus, mit blauem Himmel und Weitsicht. Unser Hotel war überhaupt nicht wie erwartet, nach Jimeis Homestay in Hualien, waren wir schon fast schockiert über das was wir bezahlten und dafür erhielten. Zwei durchgerittene aufeinanderliegenden Matratzen bildeten unser Bett, die Tapete hing an vielen stellen von der Wand und das Bad hatte auch nicht unbedingt überzeugt mit seiner Sauberkeit. Ganze vier Nächte standen uns bevor. Es dauerte auch nicht lange und Petrus lies wieder einmal den Regen über Taiwan freien Lauf. So waren wir in unserer Kammer eine ganze Weile eingesperrt, weil draussen Land unter herrschte. Das beste erwartete mich am nächsten Tag, am Morgen ging es mir schon ein wenig schlecht, ich fühlte mich kaputt, lasch und antriebslos. Trotzdem gingen wir nach draussen um ein wenig zu laufen. Mein Unwohlsein liess aber nicht nach und so war ich bald darauf wieder zu Hause im Bett mit Fieber und Gliederschmerzen. Als wäre das verschissene Bett in dem verschissenen Zimmer nicht schon genug gewesen, wurde ich auch noch krank. Über Nacht hatte es auch Martin erwischt und so lagen wir fast drei Tage in unserem Zimmer und seuchten vor uns hin. Am letzten Tag am Sonne Mond See mussten wir schauen, dass unser Kreislauf wieder auf touren kam, schliesslich mussten wir am nächsten Tag wieder einige Stunden Auto fahren. Wir machten beim See eine kleine Seilbahnrundfahrt, gingen zu einem schönen Tempel und umrundeten mit dem Auto den Rest des Sees.
Das wunderbare Alishan war unser nächstes Ziel, hoch oben in den Bergen von Taiwan liegt es. Zerklüftete Täler, unglaubliche Urwälder, riesige Flüsse und etliche Teeplantagen zeichnen den Weg. Es ist ein Wanderparadies schlecht hin und sehr beliebt bei Naturfreunden. Das Klima ist das ganze Jahr angenehm, jedoch wird es in der Regenzeit in dieser Gegend sehr gefährlich. Auf der Fahrt fuhren wir durch eine unglaublich schöne Landschaft, ab und zu sieht man Makaken (Affen) durch die Bäume huschen. Auf einer gewissen Höhe liegen die grossen Teeplantagen. Rund herum gibt es unzählige schöne Tee Restaurants, wo man sich super verköstigen kann und unglaublich guten Tee trinken kann. Ich glaub ich hatte nie in meinem Leben so guten Tee wie da oben. Wie so an vielen Tagen kam und ging der Regen bis am Mittag. Doch danach wurde es von Stunde zu Stunde immer schlimmer. Die Strassen wurden allmählich zu Flüssen, am Strassenrand schossen Sturzbäche aus dem Wald und jeder Wasserfall oder Fluss wurde zum reissenden Monster. Es war wirklich nicht mehr lustig. Ungefähr eine halbe Stunde vor unserem Ziel, stoppte Martin abrupt den Wagen. Vor uns auf der Strasse lag Geröll und Schlamm. Wir warteten einen Moment, einige Fahrzeuge fuhren mit Vollgas unter dem bröckelnden Hang hindurch. Doch wir entschieden uns diese gefährliche Stelle nicht zu passieren und das zurecht, denn einige Minuten später kamen riesige Gesteinsbrocken vom Hang hinunter und machten die Strasse somit unpassierbar. Uns war es spätestens jetzt nicht mehr wohl in dieser Gegend und nach dem Ereignis gerade eben war unsere Chance nach Alishan zu kommen sowieso nicht mehr vorhanden. Also kehrten wir um und fuhren einen Teil der Strecke wieder zurück bis wir auf ein Hotel trafen. Es war schon nach 18:00 Uhr und wir waren Todmüde von der Langen und durch all die Ereignisse anstrengenden Tag. Zum Glück hatte das Hotel noch einen Platz für uns. Die Prognosen waren eine ganze Woche miserabel für diese Gegend so blieb uns nichts anderes übrig als am nächsten Tag zurück ins Flachland zu fahren.
Nach einer angenehmen Fahrt kamen wir in Tainan an. Das Hotel hatte einen Fitnessraum, wo wir uns die Langweile vertreiben konnten, denn draussen war wieder einmal ein Taifun am Werk. Ich entschied mich bei diesem Hundswetter zum Frisör zu gehen. Sich ein wenig verwöhnen lassen konnte nicht schaden. Arthur der mir eine neue Frisur auf den Kopf zaubern sollte, war sichtlich nervös, da er kein Wort Englisch sprechen konnte. Aber das war eigentlich kein Problem denn niemand im Laden konnte Englisch. So verständigten wir uns über das iPad Übersetzungsprogramm. Er schlug mir nach einigen Minuten übersetzungs hin und her eine super tolle Frisur vor. Mein Zeichen Daumenhoch hatte er definitiv verstanden, so konnte es losgehen, mein Abenteuer Frisör in Taiwan. Meine Haare wurden gewaschen und zugleich wurde mein Kopf massiert, nach gut 20 Minuten war ich super entspannt zurück auf dem Stuhl. Dann ging mein Wohlfühlpacket weiter, Arthur schnitt nicht nur meine Haare, er tanzte förmlich mit seinen Händen, seiner Schere und seinem Kamm umher, sowas hatte ich noch nie gesehen. Schlussendlich hatte er mir eine wundervolle Frisur verpasst und mir den regnerischen grauen Tag, so was von verschönert, dass ich strahlend aus dem Laden lief. In Tainan selbst besuchten wir während einem Tag den Konfuziustempel und das alte noch vorhandene Südstadttor.
Von der Westküste fuhren wir zurück zur Ostküste nach Taitung. Auf dem Weg besuchten wir eines der grössten Klosterzentren Taiwans, ein riesiger Buda liegt im Zentrum der gewaltigen Anlage. Rundherum hat es unzählige Universitätsgebäude, wo die Mönche studieren. Nach Taitung war es eine lange Strecke und deshalb machten wir auch nicht all zu viele Stopps. Wenn es nur nicht immer Regnen würde…. Das Land hat so viel zu bieten aber leider meinte es das Wetter mit uns gar nicht gut. Doch was auch immer Petrus sich noch so alles für uns ausdachte, wir liessen uns nicht unterkriegen :). In Taitung hatten wir ein tolles Hotel gefunden, es lag einige Kilometer ausserhalb der Stadt in der nähe beim anthropologischen Museum Taiwans. Im Hotel hatte es ein super gutes Restaurant wo wir uns verköstigten. Ihr könnt es mir glauben oder nicht aber langsam haben wir das ewige Suchen nach Unterkunft und Nahrung so was von satt, dass kann ich euch gar nicht sagen. Taiwan hatte uns eindeutig die heftigste Krise beschert, die wir jemals auf der ganzen Reise hatten. Wir waren noch nie so viel, regelrecht im Hotel eingesperrt, noch nie mussten wir so vieles umplanen und noch nie gingen wir uns gegenseitig dermassen auf den Senkel. Also konnte es eigentlich nur besser werden. Nach der ersten Nacht in Taitung, ihr werdet es nicht glauben, erwartete uns doch tatsächlich blauer Himmel und Sonnenschein. Wir trauten unseren Augen nicht! Doch was sollen wir plötzlich bei schönem Wetter machen? Wir hatten nur einen Schlechtwetterplan und den Wecker hatten wir extra auch nicht gestellt, da wir wie immer Regen erwarteten. Auf Sonnenschein waren wir also nun wirklich nicht vorbereitet. Doch wir fanden eine ganz tolle Route auf einen nahe gelegenen Berg, da oben konnten wir wunderbar der Küste entlang schauen und für einmal die wunderbare Aussicht betrachten.
Das Land schien wie ausgewechselt, als wir am nächsten Tag die Küstenstrasse nach Hualien hinauf fuhren. Der strahlend blaue Himmel, gab dem Meer eine wunderbare Farbe, die riesigen Bergketten konnte man bis zum Horizont sehen. Für einmal erstrahlte Taiwan für uns. Uns das noch auf der fast schönsten Strecke. Was für ein Geschenk. Man lernt das schöne Wetter erst richtig schätzen, wenn man es für eine ganze Weile nicht mehr hatte. So konnten wir uns auch nicht über die quälende Hitze beschweren oder die unzähligen Moskitos die unser Blut wegsaugten. Die Strecke ist mit unzähligen braunen Schildern versehen, die alle zu etwas Sehenswerten führen. Gut wir fanden die meisten Sachen total überbewertet, aber die meisten Touristen kommen ja schliesslich aus China und die sind relativ schnell von einem riesen Scheiss begeistert. Bei einem Schild wurden wir auch neugierig, “water running up”, wir parkierten unser Auto und gingen den chinesischen Menschenmassen hinter her. Alle waren total aus dem Häuschen, sie bildeten eine Menschentraube über das anscheinend unfassbare, bis wir endlich auch mal einen Blick darauf werfen konnten mussten wir uns ein wenig in Geduld üben, denn Chinesen sind nicht gerade zimperlich wenn es ums Anstehen geht. Das beisst mich doch ein Affe, als wir vor dem unglaublichen Naturwunder standen mussten wir laut lachen. Das Betonrinnsal welches vor uns lag, war nicht mal besonders schön betoniert. Unglaublich aber war, hier lassen sich die Leute noch von einem Rinnsal faszinieren welches künstlich hergestellt wurde und denn Anschein macht, dass das Wasser aufwärts und nicht abwärts läuft. Man könnte meinen die werden alle für dummverkauft, oder sind sie es einfach?
Doch leider mussten wir generell feststellen, dass hier grundsätzlich niemand eine Ahnung von Geografie hat. Es kennen alle nur Amerika, aber wenn man sie fragen würde wo auf der Weltkarte das berühmte Amerika liegt, hätten alles keinen Plan. Wenn nicht die USA von wo kommst du dann? War meistens die nächste Frage. Wenn du dann mit Europa, der Schweiz oder etwas grösserem wie Deutschland oder Frankreich antwortest, schauten dich alle nur fragend an und hatten keine Ahnung von was du redest. Aber wir möchten jetzt mal nicht unfair sein, denn wenn man eine Umfrage bei uns starten würde, wo genau Laos, Burma oder Polynesien liegt, hätten die Hälfte wahrscheinlich auch keine Ahnung. Doch ich hoffe schwer, dass die Leute wenigstens den Kontinent wüssten!
Zurück in Hualien gingen wir wieder in unser lieblings Homestay! Bei Jimei gab es immer ein Hammer Frühstück und auf das freuten wir uns bevor wir nach Taipeh aufbrachen. Das Wetter meinte es immer noch gut mit uns, wir staunten nicht schlecht über drei Tage schönes Wetter. Und das aller beste war, dass uns Petrus mit Sonnenschein auf den schönsten Routen bescherte (ausschliesslich Alishan), denn an unserem letzten Tag vor Taipeh fuhren wir erneut die geniale Küstenstrasse hoch. Dieses mal mit sagenhaften Ausblicken über die gewaltigen Klippen. Das war für uns der perfekte Abschied von einer grossartigen Tour, mit vielen Up’s and Downs.
Zurück in Taipeh, traf erneut ein Taifun auf die Insel. So verbrachten wir noch zwei Tage mit ein wenig shoppen, Fotos sortieren und so weiter, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machten um nach Hongkong zu fliegen.
Noch ein Wort zum vielen Regenwetter, wir wussten schon, dass in dieser Periode die Regenzeit Taiwan beherrscht. Aber alle Personen die wir antrafen, sagten uns, dass es mit diesem vielen Wasser vom Himmel und Taifuns nicht normal sei zu dieser Jahreszeit.
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