Kyoto und Hiroshima

13 06 2012

von Corinne:

Nach dem Abschied von Mätty gingen wir anderen via Nagoya nach Kyoto. Dort bezogen wir ein Ryokan. Das Zimmer war traditionell japanisch, wir hatten erneut Futons zum schlafen. Da unsere Buchung irgendwie nicht ganz funktionierte mussten wir in der zweiten Nacht in ein 10er Zimmer. Die Lager Atmosphäre hatte uns aber nicht gestört, es war mal etwas ganz anderes und mit ein bisschen Shōchū konnte jeder gut schlafen.

Eigentlich waren Martin und ich ja schon vor fünf Jahren hier. Die Stadt stand auf der Wunschliste der anderen und da Kyoto eine der geschichtlich und kulturell bedeutendsten Städte Japans ist, lohnte sich auch für uns ein zweiter Besuch. Kyoto bedeutet im Japanischen wörtlich „kaiserliche Residenz“. Die Stadt war von 794 bis 1869 Sitz des kaiserlichen Hofes von Japan. 14 Tempel und Shintō-Schreine wurden 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs haben fast jede Großstadt in Japan zerstört, nur Kyoto mit seinen 1600 buddhistischen Tempeln, 400 Shintō-Schreinen, Palästen und Gärten wurde aus Respekt verschont. Dadurch ist es eine der besterhaltenen Städte Japans.

An unserem ersten Abend landeten wir durch Zufall in einer Karaokebar. Wir sangen wie die Weltmeister und hatten mächtig viel Spass. Später gingen wir in ein tolles Restaurant mit Tischgrill essen, der Abend wurde feucht fröhlich, sodass wir noch mehr Lust auf Karaoke bekamen. Leider war die eine Bar, wo wir schon waren geschlossen, die Suche nach einer anderen erwies sich als schwierig. Auf gut Glück sprachen wir zwei junge Männer an, sie sprachen ein wenig Englisch und verstanden immerhin Karaoke, dass versteht grundsätzlich jeder hier in Japan, ist ja schliesslich schon fast ein Volkssport hier. Gegen zwei Uhr kamen wir in einem Karaokecenter an, das ganze Gebäude hatte diverse Zimmer, wo man mit seinen Freunden singen und trinken konnte. Doch eigentlich suchten wir wieder so etwas wie vorher, eine Bar halt, wo man mit anderen Leuten zusammen spass haben konnte, leider fanden wir das gewünschte nicht. Aber alles halb so schlimm der Abend wurde schon genug spät und deshalb gingen wir auch bald nach Hause.

 

Die nächsten paar Tage war Kultur pur angesagt. Wir besuchten diverse Tempelanlagen. In Kyoto selbst überzeugte der Goldene Tempel am meisten. Er ist wirklich sehr schön und einmalig. Umgeben von einem Koiteich, schimmert seine goldene Pracht in mitten von saftigem grün. Martin, Dani und ich besuchten etwas ausserhalb von Kyoto einen grossen Bambuswald, ausserdem war dort an diesem Tag gerade noch ein traditionelles Fest. Auf dem nahe gelegenen Fluss hatte es viele Boote die geschmückt waren, die meisten Leute waren traditionell gekleidet, es gab wie bei uns an einem Fest, eine Menge zu Essen und natürlich hatte es viele Leute.

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Der Besuch bei den sogenannten “1’000 Torri’s” durfte auch nicht fehlen. Die tausenden roten Bögen die Reih und Glied aneinander aufgestellt sind und einen langen, steilen Weg auf den ortsansässigen Berg führt sind alle mal einen Tagesausflug wert. Die alte Hauptstadt Nara durfte auf unserem Kulturplan auch nicht fehlen. Etwa eine Zugstunde entfernt von Kyoto befindet sich in dieser Stadt der weltgrösste Holztempel. Die Stadt hat aber neben ihm auch noch eine andere Attraktion, nämlich wimmelt es überall von Hirschen und Rehen. Die dürfen sich überall frei bewegen und halten so die Besucher auf Trap die etwas zu essen mit sich herum tragen. Als wir ankamen standen wir zugleich vor einer Menge Rehe, natürlich hat es einen Stand, wo man für sie Futter kaufen kann. Und sobald die Frauen es dir übergeben, geht es los. Das beste passierte Paolo… kaum hatte er die feinen Getreidetaler in der Hand standen die Paologrossen Ficher vor ihm. Er wollte nicht gleich alles auf einmal verfüttern und so versuchte er der Menge zu entkommen. Paolo drehte sich um und wollte davon, doch die Tiere liessen nicht locker und zwickten in ab und an ins Hosenbein oder ins Füdli. Klar war es für uns Unterhaltung pur. Lektion Nummer eins war danach gelernt, drehe nie gefrässigen Tieren den Rücken zu!

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Nach dem kulturellen Kyoto ging es weiter in die Stadt Hiroshima. Sie ist wohl oder übel durch eine der schrecklichsten Verbrechen gegen die Menschheit bekannt. Wir besuchten am ersten Tag sogleich das Atombomben Museum und gingen in den Friedenspark. Die Geschichten und die Tatsachen, die einem vor dem Kopf gestellt werden im Museum machen einem angst, traurig und nachdenklich. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vom 6. und 9. August 1945 wurden von US-Präsident Harry S. Truman am 16. Juli 1945 – unmittelbar nach Bekanntwerden des erfolgreichen Trinity-Tests, des ersten Atomwaffentests – beschlossen und am 25. Juli angeordnet. Die Atombombenexplosionen töteten insgesamt etwa 92.000 Menschen sofort. Weitere 130.000 Menschen starben bis Jahresende an den Folgen des Angriffs, zahlreiche weitere an Folgeschäden in den Jahren danach. Die Stadt Hiroshima steht seit diesen trageischen Tagen hingebungsvoll hinter dem Wunsch nach einer Welt ohne Atomwaffen. Seit 1945 verfasst der Bürgermeisters der Stadt Hiroshima Protestbriefe und sendet sie an alle Präsidenten die in ihrem Land Atomwaffentest durchführen lassen. Die letzten fünf Briefe im Jahre 2012 gingen an den amerikanischen Präsidenten Barack Obama! Wie ihr hier lesen könnt, ist und bleibt das Thema so aktuell wie eh und je, doch wer macht sich schon irgendwann Gedanken über dieses Thema?? Ich persönlich stehe zu 100 % hinter der Aufforderung der Stadt Hiroshima, endlich alle atomaren Waffen abzuschaffen. An einer Wand im Museum stand “denn nur so kann die Menschheit weiter bestehen!! Nach dem intensiven Besuch, brauchten wir doch alle eine Weile um alles zu verdauen.

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Am Abend trieb uns der Hunger in die Stadt. Wir hatten wieder einmal eine gefühlte Ewigkeit gebraucht um ein Restaurant zu finden, welches allen gepasst hatte. Martin, Dani und ich sind dabei aber nie diejenigen die Schwierigkeiten mit dem Nahrungsangebot haben. Paolo ist unser Spezialfall, aber auch ihn konnten wir an diesem Abend in einem spitzen Restaurant zufrieden stellen. Das Essen kann ich immer nur wieder betonen ist einfach eine Klasse für sich. Es ist so was von absolut genial, dass ich am liebsten Japan gleich um die Ecke hätte, um nur mal kurz was essen zu gehen. Natürlich wurde auch dieser Abend spät, denn es verblieben uns nur noch zwei Tage, bis wir wieder von einander Abschied nehmen mussten.

Nahe von Hiroshima liegt der berühmte “Itsukushima Shinto Shrine” auf der Insel Miyajima. Mit der Fähre fuhren wir zur Insel rüber und wir waren alle schon ganz gespannt auf den Anblick des Torri. Als wir es erblickten konnten wir unseren Augen nicht trauen. Es war dick eingepackt in ein Gerüst und wurde gerade renoviert. Das Wahrzeichen Japans, das meist fotografierte Torri auf der Welt, steht da und wir die wahrscheinlich nur dieses Mal hier sind, können es nicht in voller Pracht bewundern. Ooch wie schade, ein wenig waren wir schon enttäuscht, dass wir es nur so anschauen konnten, doch den Tag liessen wir uns dadurch nicht vermiesen. Die hier im Wasser stehenden Tempelanlage ist aus dem Jahre 500. Alle Tempelanlagen werden immer wieder renoviert, sodass sie für etliche Nachkommen noch erhalten bleiben. Auch hier hat es überall freilaufendes Wild. Und in den Bergen der Insel hat es Japan Makaken (Affen). Dieses mal aber sahen wir aber leider keine. Gegen den Abend fuhren wir mit der Gondel auf die Spitze des 535 Meter hohen Berg Misen. Von dort aus genossen wir eine spektakuläre Aussicht. Die unzähligen Inseln die aussehen als hätte man sie übers Meer verstreut sehen fabelhaft aus. Man würde nicht meinen, dass man in Japan ist. Doch eben genau dies macht das Land in meinen Augen spannend und Attraktiv. Es hat so viele verschiedenen Gesichter und jedermann etwas zu bieten. Während einem Besuch ist Japan noch lange nicht vollständig erkundet. Vor allem hier im südlichen Teil, erstrecken sich fantastische Landschaften, weisse Sandstrände und türkisblaues Wasser sind keine Seltenheit.

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Im Nu kam auch hier der Moment des Abschiedes. In der Hotel Lobby tranken wir alle noch Bier zusammen, tauschten Fotos aus und liessen unsere gemeinsamen zwei Wochen ein wenig Revue passieren. Wir hatten eine ganz tolle Zeit mit Paolo, Dani und Kübler. Wir werden uns sicherlich noch ein paar Jahre lang etwas davon zu erzählen haben :).

Von Hiroshima gingen Martin und ich wieder zurück nach Tokyo. Die öffentlichen Verkehrsmittel hier sind wirklich ein Segen, so genossen wir das letzte mal während fünf Stunden die Vorzüge des Shinkansen bis wir in Tokyo ankamen.

An unserem letzten Tag traffen wir das letzte Mal noch Orie. Auch hier verging der Tag viel zu schnell und auch dieser Abschied viel wieder einmal viel zu schwer. Denn wer weiss schon wenn ich sie das nächste Mal zu Gesicht bekomme. Ich hoffe es wird nicht das letzt Mal gewesen sein!

Unsere Reise führte uns am 27. Mai weiter nach Taiwan. Was wir in diesem Land erlebten, durchmachten und zu Gesicht bekamen erfahrt ihr bald.

Alles Liebe und Gute

Corinne und Martin (der immer schaut, dass alles seine Richtigkeit hat beim durchlesen meiner Berichte!!!)

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