5 Tage Trekking Torres del Paine
7 12 2011Nach der 12 stündigen Busfahrt von Ushuaia sind wir in Puerto Natales Chile angekommen. Auf der Busfahrt haben wir Tanya, eine Kanadierin aus Calgary, kennengelernt. Nach einem Bier und Nachtessen mit ihr, beschlossen wir zusammen auf die Wanderung zu gehen. Unser Hostel hiess Lili Patagonia. Martin und ich hatten ein schickes Doppelzimmer mit Privatbad und Stefan war in einem Dorm. Wir organisierten in den kommenden zwei Tage unsere Trekkingtour im Nationalpark Torres del Paine. Zuerst mussten wir uns über die Routen erkunden und wie viel Zeit man einplanen muss um das “W” zu meistern. Danach mussten wir das nötige Material mieten welches man auf so einem Trek braucht, d.h. Zelt, Schlafsack, Thermomatte, Gaskocher und Wanderstöcke. Die letzte Aufgabe war Proviant einkaufen. Das muss gut überlegt sein, schliesslich will man keine unnötigen Kilo zu viel tragen. Am letzten Abend, hatten wir einige, nicht ganz tolle Storys von Rückkehrern gehört, die die letzten paar Tage im Park waren. Eisiger Wind, Regen und Schnee begleiteten die letzen Tage die Wanderer. Langsam wurde es uns ein wenig bang. Wie werden für uns die kommenden Tage aussehen? Werden wir es durchhalten?
1. Tag
Um 07:30 Uhr fuhr unser Bus von Puerto Natales in Richtung Torres del Paine, danach ging es weiter mit dem Boot zum Refugio Paine Grande. Wir starteten unseren Trekk mit eisigem Wind und hatten alles angezogen, was wir an warmen Kleider dabei hatten: warme Unterhosen, Thermoshirt, Windstopper, Regenjacke, Kappe, Handschuhe und natürlich unsere Wanderstöcke durften nicht fehlen. Der Wind blies einem mit bis zu 80 km/h ins Gesicht und mit den bis zu 15 kg schweren Rucksack war man froh, dass man die Stöcke dabei hat um das Gleichgewicht zu halten. Die erste Etappe bis zu unserem Nachtlager Refugio Grey beträgt 11 km. Über Stock und Stein geht es auf und ab. Die Landschaft ist atemberaubend und beflügelt einem nahezu. Als wir auf einer Anhöhe ankamen, erwartet uns ein unglaublichen Ausblick über einen See, der aussah als ob er schweben würde. Fantastisch! Die nächsten paar Kilometer begleitet uns harter Gegenwind, zum Glück war der Weg einigermasen eben und nicht allzu steil. Ca. 4 km vor dem Campingplatz hatte es einen super schönen Mirador (Aussichtspsnkt) von dem man direkt auf den Gletscher sah. Es war einfach wunderbar. Der See unter uns hatte viele treibende Eisberge und der Gletscher füllte den Ausblick bis zum Horizont. Die letzte Stunde war anstrengend, ich war mir das Wandern mit so vielen Kilos auf dem Rücken noch nicht gewohnt und war froh, als wir endlich ankamen. Nach dem Zeltaufbau und einer stärkenden Suppe, gingen wir noch auf einen gemütlichen Abendspaziergang in Richtung Gletscher. Auch hier war die Aussicht fabelhaft. Die Wolken bildeten durch den starken Wind unglaubliche Formationen am Himmel. Naturspektakel pur! Als es langsam gegen 22:30 dunkel wurde, gingen wir geschafft aber zufrieden ins Bett.
2. Tag
Tagwache war an diesem Tag nicht allzu früh. Nach unserem warmen Frühstück mit Haferbrei, machten wir uns gegen 9:00 Uhr auf den Weg. Ein 20 Kilometer Marsch erwartete uns heute. Den Weg, denn wir gestern zum Gletscher gelaufen waren, müssen wir heute zu erst mal wieder zurück gehen. Nach vier Stunden erreichen wir wieder das Refugio Paine Grande, wo wir zu erst einmal eine kleine Stärkung zu uns nahmen. Nach 8 km erreichten wir den Campamento Italiano. Türkisblaue Seen umgeben von grünen Hügeln mit blühenden Blumen und schneebedeckte Berge begleiteten uns auf dem Weg. Unser Nachtessen waren stärkende Teigwaren und zum Dessert eine grosse Portion Toblerone. Ich hatte heute schon mit meinen ersten Blasen zu kämpfen und humpelte schon eine ganze Weile. Schon ein wenig geknickt mit der Vorahnung im Kopf, dass ich morgen wahrscheinlich die kürze Route nehmen muss, ging ich ins Bett.
3. Tag
Um 07:00 Uhr stehe ich auf, ich ahne schon, dass das mein schlimmster Tag werden wird. Meine noch am Vortag kleinen Blasen, sind angeschwollen und glühen schön rot. Jeder Schritt tat weh. Martin und ich entschieden uns die geplante Wanderung ins Tal nicht anzutreten und schliefen aus. Stefan und Tanya brachen gegen 8:00 Uhr auf. Um 11:00 Uhr packten wir unser Zelt zusammen und wanderten los. Nach 6 km erreichten wir bei wunderbarem Wetter und 20 Grad das Refugio Los Cuernos. Für unsere zwei Zelte fanden wir einen super schönen Platz mit Aussicht auf den blau leuchtenden See und die Berge. Wooww wie herrlich! Ich packte meinen Schlafsack aus und legte mich für eine Weile in die wärmende Sonne und liess meine Füsse etwas ruhen. Als Stefan und Tanya gegen den Abend auch ankamen, gönnten wir uns ein kühles, leckeres Bier und genossen den Abend in der Sonne bis sie um 22:00 am Horizont unterging.
4. Tag
Auch heute gönnten wir uns nochmals etwas, und zwar ein Frühstück im Refugio. Die Stärkung am frühen Morgen beflügelte uns. Natürlich hatte auch heute wieder das schöne Wetter uns heiter gestimmt. So brachen wir wohl genährt und mit guter Laune auf den 7 stündigen Tagesmarsch auf. Die Gegend ist und bleibt einzigartig und wird uns über Stunden in ihrer Schönheit immer weiterbegleiten. An einem klaren Bergsee assen wir unser kaltes “Plättli” und genossen, wie schon die letzten paar Tage erneut die warme Sonne. Stefan schenkte mir 🙂 ein paar Blasenpflaster. Es liess sich mit denen einiges besser laufen als die Tage zuvor. Der härteste Teil der heutigen Wanderung liegt nun vor uns. Die nächsten zwei Stunden ging es steil aufwärts. Doch auch dies war einmal geschafft. Als ich den Campamento Chileno in der Ferne entdeckte, freute ich mich nur noch endlich den Rucksack und meine Schuhe auszuziehen. 20 Minuten vor dem Camping lief Stefan frischfröhlich an mir vorbei und sagte so nebenbei, dass er ins nächste Camp, dass nochmals eine Stunde weiterweg ist, gehen möchte. Grrrrr!! Ich hätte ihn auf den Mond schiessen können!! Noch nicht einmal angekommen laberte der schon von der nächsten Station. Ich liess meinen Ärger noch nicht freien lauf, doch als ich ankam und Tanya grumlig am Boden sass und mit mürrischer Stimme sagte, dass sie diesen Campingplatz nicht mag, platze mir der Kragen. Aaachh man dachte ich, habt ihr sonst noch irgend welche anderen Probleme in eurem Leben!! Meine Füsse schmerzen, ich bin Müde, hungrig, durstig und sehne mich nach einem kühlen Bad für meine Füsse und die zwei Trottel 🙂 quatschen die ganze Zeit immer noch vom weitermarschieren. Ich redete kein Wort mehr, setzte mich hin und zog erst mal meine Schuhe aus. Nach einigem hin und her stand fest, dass wir die 5 km ins Camp Torres in angriff nehmen. Um meinem Ärger rauszulassen, lief ich so schnell, wie noch nie in den letzten Tagen, so dass ich einige Zeit alleine sein konnte. Jeder Ärger geht dann doch auch mal vorbei und als wir ankamen war alles halb so schlimm. Wir assen eine Suppe mit Teigwaren. Die drei noch frischen wanderwütigen gingen noch am selben Tag auf den Torres del Paine. Wie schon vorgestern machten mir wieder einmal meine super schönen dicken Blasen einen Strich durch die Rechnung, sodass ich mich entschied im Camp zu bleiben und frühzeitig in meinen Schlafsack kroch um zu schlafen.
5. Tag
Der Wecker klingelte um 03.45 Uhr. Die ersten paar Sekunden, dachte ich, ich müsse aufstehen und zur Arbeit gehen. 🙂 *haha* Als ich aber dann bemerkte, dass ich ja in einem Zelt bin, war mir dann aber schon gleich wieder klar wo ich bin. Wir assen unser letztes mal Haferbrei und gingen um 04:30 Uhr los in Richtung Gipfel. Wir wollten uns zum Schluss unserer Reise durch den Nationalpark den Torres im Morgenrot nicht entgehen lassen. Der Aufstieg war Steil und dauerte ungefähr eine Stunde. Als gegen 05:30 die ersten Sonnenstrahlen die drei Türme erfassten, ergriff uns eine grosse Genugtuung. Die Strapazen hatten sich gelohnt! Die Stimmung war fantastisch in der wir uns befanden und das “Schlussbuge” war gigantisch. Man was für ein Abenteuer! Uns erwartet nun nur noch der 4 stündige Abstieg und gegen 17:00 Uhr eine warme Dusche im Hostel.
Die Fakten in Zahlen: 4 Personen, 2 Zelte, 60km, 15kg pro Person, 3 Blasen und unzählige Schritte.
Ahoi den Treckern (und Treckerinnen natürlich)! 🙂
Sehr schön! Richtig zum neidisch werden!
Kuul! Was zum träumen!
Alles Gute
Till
Hey Co&Ma
Euch kann es ja nur gut gehen, wenn man sich die eindrücklichen Bilder anschaut. In der Schweiz habt ihr bis jetzt nichts verpasst 🙂
LG, tj