Matsumoto, Kamikochi und Hakuba
7 06 2012von Corinne:
Nach der 30 Millionenmetropole Tokyo machten wir uns auf in ruhigere Gebiete und zwar gingen wir in die japanischen Alpen. Ausserhalb Tokyo’s spriessen immer mehr Berge aus dem Boden, die Hänge der Hügel sind saftig grün. Die Landschaft ist geprägt von Dörfern, Reisfeldern und dichten Wäldern.
Die Stadt Matsumoto liegt im Zentrum Japans und wird von einer grandiosen Landschaft umgeben, im Westen reihen sich die malerischen Dreitausender der Nordalpen aneinander und im Osten liegen grosse Hochebenen. Das Stadtgebiet von Matsumoto wird geprägt durch seine vielfältige Natur, Geschichte und Kultur. Im Stadtzentrum erhebt sich eines der nationalen Symbole, die Burg Matsumoto.
Wir kamen gegen Mittag an und bezogen zuerst unser Hotel. Etwas Bewegung konnte uns nach der Zugfahrt nicht schaden, so schwangen wir uns auf die hoteleigenen Velos und fuhren los. Zuerst besuchten wir eine kleine schmucke Strasse an der es allerlei zu sehen und kaufen gibt, danach gingen wir an einen Quellwasserbrunnen der für sein besonders gutes Wasser bekannt ist, etwas trinken und danach fuhren wir zu einem nahe gelegenen Park zum ausspannen. Als unsere Rauditruppe da ankam, schaute uns schon von weitem ein Mann ganz neugierig an. Wir waren kaum, da sprach er uns auch schon an und fragte sogleich von wo wir kommen. Wir sagten aus der Schweiz (was sonst :)…) Da klatschte er in die Hände und sagte mit einem Strahlen im Gesicht ob wir wissen, dass Matsumoto seit 1972 die Schwesterstadt von Grindelwald ist. Hmm?? Was?? Wir schauten alle ein wenig verdutzt drein. “Neee, wussten wir nicht”, antworteten wir. Er war regelrecht entzückt, dass wir aus der Schweiz sind und seine Stadt besuchten. Während dem Gespräch sagte er uns , dass er Reiseführer in der Matsumoto Burg sei und er meinte wir sollen ihn doch besuchen kommen. Klar bejahten wir und versprachen ihm so gegen 10:00 zu kommen. Als wir uns verabschiedeten rief er uns nach, wir sollen jaa nicht zu viel trinken. 🙂 wieso sollten wir auch…?? Aber irgendwie hatte der gute Mann da so seine Vorahnung, wie unser Abend enden könnte.
Als Mätty gegen den Abend auch ankam, machten wir uns auf dem Weg zum Restaurant. Dass man sich wie zu Hause fühlt, zieht man die Schuhe beim Eingang aus. Danach wird man zum Tisch geführt. Natürlich ist das nicht wie bei uns, wo jeder auf seinem Stuhl sitzt, dass wäre zu ungemütlich, meistens hat es rund um den Tisch eine gepolsterte Sitzfläche und die Beine kann man gemütlich nach unten baumeln lassen. Wir setzten uns, bestellten zuerst mal eine Runde Bier und Quatschten ein wenig. Danach wird lange die riesige Karte studiert und alles mögliche bestellt. Die japanische Küche bietet für absolut jedermann etwas. Hier in Japan bestellt man immer für den ganzen Tisch, alle essen von den Gerichten die auf dem Tisch stehen, so hat man allerlei schmackhaftes vor der Nase und würde am liebsten nie mehr aufhören zu essen. Wenn der Magen mal nach einer Pause schreit, gibt es zwischendurch einen Sake oder einen Shōchū (jap. „Branntwein“), das ist ein hochprozentiges, durch Destillation gewonnenes alkoholisches Getränk, das traditionell in Japan hergestellt wird. Die meisten Sorten haben um 25% Alkohol, einige auch bis zu 43%, er wird mit Tee, Wasser oder Soda gemixt. Unser Abend war einfach fantastisch, wir lachten unglaublich viel, tranken immer mehr Shōchū und kamen, umso später der Abend wurde, immer mehr ins Gespräch mit unsere japanischen Tischnachbarn. Ich habe keine Ahnung wie spät es genau war, doch so gegen 03:00 Uhr oder so war es bestimmt schon also wir laut lachend und schwafelnd die Gassen in Matsumoto durchquerten um in unser Bett zu fallen.
Zum Glück waren wir, beim abmachen der Treffpunktzeit am nächsten Tag, realistisch. 14:00 ausgeschlafen, gegessen und einigermassen fit vor dem Hotel, war die Aufgabe. Zu aller Zufriedenheit wurden die hohen Anforderungen erfüllt und so machten wir uns mit dem Velo auf zur Burg. 🙂 Wir lachten schon darüber, was wohl unser Burgguide sagen wird, wenn wir ihm von letzter Nacht erzählen?! Schlussendlich war er es ja, der uns auf die Idee brachte. Vielleicht währen wir alle schön brav um 22:00 Uhr ins Bett, wenn ER nicht’s gesagt hätte :). Zurück zur Burg, die war wirklich wunderschön, sie ist sehr gut erhalten und wie schon gesagt das Wahrzeichen von Matsumoto. Wir gestalteten unseren Besuch gemütlich, nach der Umrundung zu Fuss gingen wir über den Wassergraben, hinter die Burgmauern um uns alles noch aus der Nähe und von innen anzuschauen. Wie es der Zufall so wollte, trafen wir den netten Herrn von gestern gleich wieder. Er schaute auf die Uhr und meinte, “ganz schön spät, was”? “Hmm, ja wir waren noch etwas trinken” antworteten wir alle mit einem lächeln. Danach führte er uns durch die grosse historische Burg und erklärte und allerhand über die Entstehung und die Samurai’s deren Aufgabe es war, die Burg zu beschützen. Am letzten Abend ging es gemächlicher zur Sache denn wir werden gegen 08:00 Uhr weiter reisen. So gingen wir zum Abschluss in Matsumoto Okonomiyaki essen und bald darauf schlafen.
Das auf 1500m gelegene Kamikochi-Tal repräsentiert die malerische Gebirgslandschaft Japans. Die 3000 Meter aufragende Hotaka-Gebirgskette sowie das kristallklare Wasser des Azusa Flusses bezaubern hier einem. Zudem ist Kamikochi einer der bedeutendsten Nationalparks Japans, und liegt am Fusse des Yakedake, einem bis heute noch aktiven Vulkan. Wir fuhren mit dem Zug ins Tal hinein danach ging es mit dem Bus weiter. Der Weg schlängelte sich behutsam den Bergen entlang und endete im kleinen idyllischen Ort Kamikochi. Dort bezogen wir unsere nette kleine Holzhütte, die wir tags zuvor im Tourismusbüro ausfindig gemachten hatten. Unsere Unterkunft war sensationell. Wir hatten ein traditionelles Schlafzimmer d.h. man belegt den Boden mit einem Futon (eine Art Matratze) oder man legt gleich zwei aufeinander, dass es ein wenig bequemer ist. Wir hatten sogar eine kleine Küche mit Herd, Wasserkocher und was sonst noch so dazu gehört.
Der Tag war erst angebrochen so hatten wir noch genügend Zeit für eine Wanderung. Wir wanderten gemütlichen dem grossen Fluss entlang, auf dem Weg trafen wir auf wilde Affen, wunderbare kleine Bäche und blühende Blumen. Die Natur hat hier einiges geschaffen, was einem staunen lässt. Die ruhige abgeschiedene Gegend war der perfekte Ausgleich zur erst besuchten Mega City Tokyo. Wir genossen das schöne Wetter und die traumhafte Aussicht auf die umliegenden schneebedeckten Dreitausender. Die Kappabashi-Brücke über den Azusa Fluss ist symbolisch für Kamikochi. Von ihr aus kann man die Berge der Hotaka- und Yakedake-Kette betrachten. Aus dem klaren Flusswasserbecken, das durch einen Vulkanausbruch des Yakedake entstand, ragen verdorrte Bäume hervor und schaffen so eine mystische Atmosphäre. Nach der Wanderung gingen wir nach Hause. Unser Abendessen gestaltet sich einfach. Wir kauften uns in Matsumoto ein paar Sandwichs, Nudelsuppen und Bier. Da der Wetterbericht für die folgenden Tage nicht’s gutes verlauten lies, schliefen wir nur eine Nacht in unserem gemütlichen Häuschen.
Am nächsten Tag gingen wir mit dem Bus weiter zu den berühmten Shiraone Onsen. Wie vorhergesagt regnete es in Strömen und so war es wirklich der perfekte Tag um sich in warme, schwefelhaltige Onsen zu legen und die Seele baumeln zu lassen. Da es leider keine Übernachtungsmöglichkeiten bei den Onsen gab, mussten wir am selben Tag zurück nach Matsumoto.
Dorf schliefen wir erneut für eine Nacht. Unser nächstens Ziel war Hakuba (bedeutet „weißes Pferd“) das Dorf liegt in der japanischen Präfektur Nagano. Hakuba ist die Geburtsstätte des Japanischen Skisports. Im Winter liegt der Schnee mehrere Meter hoch, die Wintersportsaison dauert bis in den April hinein, es wurde bekannt, als 1998 in Nagano die Olympischen Winterspiele stattfanden. Das Dorf veranstaltete damals unter anderem das Skispringen auf den Hakuba-Schanzen und die Wettkämpfe in den Alpinen Disziplinen. Als wir ankamen begrüssten uns erneut schneebedeckte Berge, sie ragen, wie aus dem Boden gestampft in den Himmel. Dicke Wolken zogen spielerisch über die Bergkämme, die Luft war angenehm kühl und der Frühling machte sich an jeder Ecke mit blühenden Pflanzen bemerkbar.
Unser zu Hause für zwei Nächte war das kleine, schmucke Hotel “Petit enchanté”. Die Hotelbetreiber waren ein nettes Paar und eine kleine “herzige” Grosi, die wir sofort in unser Herz schlossen. Sie waren so unglaublich zuvorkommend, dass wir wirklich alle überwältigt waren von ihrer Gastfreudschaft und ihrem Service. Zu unserem Glück sprach der Mann ein wenig Englisch, so machten wir uns bei ihm schlau, wo wir Bike’s mieten und wo wir am besten eine Tagestour machen konnten. Gesagt getan und ein paar Minuten später sassen wir auf unseren frisch gemieteten Bike’s um erst mal das lang gezogene Dorf aus zu kundschaften.
Als aller erstes gingen wir zur berühmten Sprungschanze. Mit dem Sessellift fuhren wir nach oben zum Turm, von dort aus gelangte man über einige lange Stahltreppen, in die schwindelerregenden Höhen einer olympischen Sprungschanze. Oh man oh man, Mätty und ich kriegten gleich mal gehörig unser Höhenangst zu spüren. Ich bekomme die komischerweise nur wenn der Boden unter meine Füssen durchsichtig ist. Und da die Stahltreppen aus so netten Löcher bestand wo man schön durchschauen konnte, packte mich das schwammige Gefühl in meinen Beinen und lies mich nicht so schnell wieder los. Mätty hat noch ein wenig mehr Höhenangst als ich und war auf der Treppe so steif wie sonst nie. Ich musste sooo lachen, als wir wie zwei Idioten auf der Treppe standen und uns fast in die Hosen machten. Als wir oben bei der “kleinen” Schanze ankamen war dann alles wieder gut, denn auf der Plattform hatte es einen “normalen” Boden, wo man nicht hinabschauen konnte. Natürlich mussten wir den Weg wieder zurück und uns erwartete ja noch die “grosse” Schanze. Aber wenn wir schon mal hier sind kneifen wir bestimmt nicht wegen so blöden Treppen. Also war tief durchatmen angesagt und einfach immer schön nach vorne schauen und NIIIEEE hinunter. Klar schaut man irgendwann runter, auch wenn man weiss, dass es bestimmt keine gute Idee ist. Wir hatten eine gefühlte Ewigkeit bis wir oben waren und der herannahende Sturm der durch die Stahlkonstruktion blies, war auch nicht gerade hilfreich. Doch auch Mätty und ich schaften es nach oben. Die Aussicht hat jedenfalls alles entschädigt aber ich muss schon sagen diese Skispringer, die haben ordentlich einen an der Waffel. Ich würde mich im Leben nie von so einem Ding stürzen mit zwei klapprigen zwei Meter langen Skiern an den Füssen.
Zurück auf dem Boden gab es gleich mal ein gemütliches Bier in der Sonne. Die Jungs waren ein wenig übermütig, besser gesagt Mätty fing mit dem ganzen an. Er dachte, er könne vielleicht mit dem Bike die grosse Treppe hochfahren die zum olympischen Gelände führte. Er sorgte damit für Unterhaltung pur und steckte mit seinem Übermut die anderen ein wenig an. So schwangen sich alle auf die Velo’s und machten allerlei Faxen darauf. Wenn ich es noch nicht in meinen Berichten erwähnt habe, wir haben in unserer Gruppe den unübertreffbaren Schussli dabei. Dani ist an die 1.95 Meter gross, ein lieber netter Kerl der keiner Fliege was zu leiden tun könnte. Doch leider hat es überall auf der Strasse oder sonst wo etwas, das ihm etwas zu leide tun möchte. Ja gut manchmal macht er sich durchaus auch selbst weh aber kommen wir zurück zum Velofahren. Ich sass ganz gemütlich auf der Treppe, während dessen die anderen mit ihren Velos Kunststücke vorführten als würden sie einen Brautwerbungstanz veranstalten. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, als mir so im Kopf umschwirrte wer es wohl als erstes auf den Sack hauen würde. Ich glaube es vergingen keine zwei Sekunden, da sah ich Dani wie bei seinem Velo die Gabel sich quer stellte und er im hohen Bogen voll auf mein Velo stürzte. “Ach du Scheisse”, dachte ich, obwohl ich mich kaum vor lachen zurück halten konnte, war ich gleich bei ihm und fragte ob alles OK sei. Als er bejahte, konnte ich mich fast nicht mehr beherrschen, doch all seine Schürfwunden waren wirklich nicht zu lachen und er tat mir wirklich leid. Dies war nur ein ausführlicher Bericht über seine lustige Tollpatschigkeit die manchmal kein Ende nehmen wollte. Doch “gäll” Dani, in Japan sind eben wirklich alle Türen, Schilder, U-Bahn Eingänge und Busse ein wenig klein…. 🙂 ich hoffe dein Kopf hat sich mittlerweile etwas erholt von den vielen Schlägen und ich hoffe deine Wunden von meiner Geschichte sind auch alle wieder verheilt. Nach dem Sturzdesaster war es definitiv Zeit zu gehen. Wir tranken in den Abendsonne auf einer schönen Terrasse noch einen Kaffe und gingen danach nach Hause. Im Hotel warteten schon die Onsen auf uns. Die heissen Bäder haben es uns Total angetan. Ich sass wie immer alleine in meiner Onse während dessen die Jungs zu fünft in ihrer sassen. Sie waren jedes Mal lautstark zu hören und manchmal waren die Geräusche etwa die selben wie wenn sich Schweine suhlen, doch was will man mehr erwarten von fünf nackten Jungs die mit Bier in einer zu heissen Wanne sitzen…. 🙂
An unserem zweiten Tag in Hakuba, gingen wir mit den Bikes auf eine längere Tour. Wir fuhren im Tal gemütlich den Fluss entlang, danach ging es ein gutes Stück aufwärts. Als wir oben ankamen, folgten wir immer noch gutgläubig unserem Plan. Doch irgendwie fuhren wir immer mehr wieder die geteerte Strasse hinunter und eigentlich wollten wir auf einen Bike Trail gehen. Zu unserem Glück trafen wir unterwegs zwei andere Ausländer an, die wussten ungefähr wo wir hin mussten und zeigten uns den Weg. Natürlich zeigte sein Finger nicht nach unten sonder nach oben. Dieses mal war die Aufwärtsstrecke einiges Länger und ging langsam in die Waden. Die mühe hatte sich sehr gelohnt, denn oben erwartete uns eine super tolle Aussicht und ein kleines Holzhäuschen mit einer riesigen Terrasse. So hielten wir an dem gemütlichen Ort gleich einige Minuten inne und genossen die schöne Natur. Nach dem chillen ging es dann rasant abwärts, die Bikes waren nicht Weltklasse und deshalb waren mir manchmal die Bremsen nicht ganz geheuer, doch Spass machte es allemal.
Zu Hause erwarteten uns nicht nur die Onsen sonder auch ein erstklasse Fünfgangmenü. Gegen 19:00 Uhr setzen wir uns im Edel gedeckten, kleinen Speisesaal hin. Die Gastwirte überraschten uns mit wahnsinnig gutem Essen und Wein. Der Abend war mehr als gelungen und endete mit einer feinen Flasche Shōchū. Leider war es auch der letzte Abend zusammen mit Mätty. Er reiste am darauf folgenden Tag zurück nach Tokyo. Natürlich vergingen die Stunden wie im Fluge und es stand schon der nächste Tag vor der Tür. Wir fuhren alle zusammen noch ein Stück mit dem Zug, bis sich unsere Wege trennten. Klar war es wieder einmal nicht einfach Tschüss zu sagen. Doch weil ich wusste, dass ich ihn in ein paar Monaten wieder sehen werde, war es nicht sooo schlimm. Die tränen kullerten erst im Zug als Mätty weg war, ich weiss ja, dass er es nicht so mag, wenn ich immer Weine. Doch so sind nun mal die meisten Frauen. Was währe die Welt schon ohne unsere Tränen?!
Im nächsten Bericht erfahrt ihr mehr über die Tempelstadt Kyoto und über die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Hiroshima.
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