Kyoto und Hiroshima

13 06 2012

von Corinne:

Nach dem Abschied von Mätty gingen wir anderen via Nagoya nach Kyoto. Dort bezogen wir ein Ryokan. Das Zimmer war traditionell japanisch, wir hatten erneut Futons zum schlafen. Da unsere Buchung irgendwie nicht ganz funktionierte mussten wir in der zweiten Nacht in ein 10er Zimmer. Die Lager Atmosphäre hatte uns aber nicht gestört, es war mal etwas ganz anderes und mit ein bisschen Shōchū konnte jeder gut schlafen.

Eigentlich waren Martin und ich ja schon vor fünf Jahren hier. Die Stadt stand auf der Wunschliste der anderen und da Kyoto eine der geschichtlich und kulturell bedeutendsten Städte Japans ist, lohnte sich auch für uns ein zweiter Besuch. Kyoto bedeutet im Japanischen wörtlich „kaiserliche Residenz“. Die Stadt war von 794 bis 1869 Sitz des kaiserlichen Hofes von Japan. 14 Tempel und Shintō-Schreine wurden 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs haben fast jede Großstadt in Japan zerstört, nur Kyoto mit seinen 1600 buddhistischen Tempeln, 400 Shintō-Schreinen, Palästen und Gärten wurde aus Respekt verschont. Dadurch ist es eine der besterhaltenen Städte Japans.

An unserem ersten Abend landeten wir durch Zufall in einer Karaokebar. Wir sangen wie die Weltmeister und hatten mächtig viel Spass. Später gingen wir in ein tolles Restaurant mit Tischgrill essen, der Abend wurde feucht fröhlich, sodass wir noch mehr Lust auf Karaoke bekamen. Leider war die eine Bar, wo wir schon waren geschlossen, die Suche nach einer anderen erwies sich als schwierig. Auf gut Glück sprachen wir zwei junge Männer an, sie sprachen ein wenig Englisch und verstanden immerhin Karaoke, dass versteht grundsätzlich jeder hier in Japan, ist ja schliesslich schon fast ein Volkssport hier. Gegen zwei Uhr kamen wir in einem Karaokecenter an, das ganze Gebäude hatte diverse Zimmer, wo man mit seinen Freunden singen und trinken konnte. Doch eigentlich suchten wir wieder so etwas wie vorher, eine Bar halt, wo man mit anderen Leuten zusammen spass haben konnte, leider fanden wir das gewünschte nicht. Aber alles halb so schlimm der Abend wurde schon genug spät und deshalb gingen wir auch bald nach Hause.

 

Die nächsten paar Tage war Kultur pur angesagt. Wir besuchten diverse Tempelanlagen. In Kyoto selbst überzeugte der Goldene Tempel am meisten. Er ist wirklich sehr schön und einmalig. Umgeben von einem Koiteich, schimmert seine goldene Pracht in mitten von saftigem grün. Martin, Dani und ich besuchten etwas ausserhalb von Kyoto einen grossen Bambuswald, ausserdem war dort an diesem Tag gerade noch ein traditionelles Fest. Auf dem nahe gelegenen Fluss hatte es viele Boote die geschmückt waren, die meisten Leute waren traditionell gekleidet, es gab wie bei uns an einem Fest, eine Menge zu Essen und natürlich hatte es viele Leute.

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Der Besuch bei den sogenannten “1’000 Torri’s” durfte auch nicht fehlen. Die tausenden roten Bögen die Reih und Glied aneinander aufgestellt sind und einen langen, steilen Weg auf den ortsansässigen Berg führt sind alle mal einen Tagesausflug wert. Die alte Hauptstadt Nara durfte auf unserem Kulturplan auch nicht fehlen. Etwa eine Zugstunde entfernt von Kyoto befindet sich in dieser Stadt der weltgrösste Holztempel. Die Stadt hat aber neben ihm auch noch eine andere Attraktion, nämlich wimmelt es überall von Hirschen und Rehen. Die dürfen sich überall frei bewegen und halten so die Besucher auf Trap die etwas zu essen mit sich herum tragen. Als wir ankamen standen wir zugleich vor einer Menge Rehe, natürlich hat es einen Stand, wo man für sie Futter kaufen kann. Und sobald die Frauen es dir übergeben, geht es los. Das beste passierte Paolo… kaum hatte er die feinen Getreidetaler in der Hand standen die Paologrossen Ficher vor ihm. Er wollte nicht gleich alles auf einmal verfüttern und so versuchte er der Menge zu entkommen. Paolo drehte sich um und wollte davon, doch die Tiere liessen nicht locker und zwickten in ab und an ins Hosenbein oder ins Füdli. Klar war es für uns Unterhaltung pur. Lektion Nummer eins war danach gelernt, drehe nie gefrässigen Tieren den Rücken zu!

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Nach dem kulturellen Kyoto ging es weiter in die Stadt Hiroshima. Sie ist wohl oder übel durch eine der schrecklichsten Verbrechen gegen die Menschheit bekannt. Wir besuchten am ersten Tag sogleich das Atombomben Museum und gingen in den Friedenspark. Die Geschichten und die Tatsachen, die einem vor dem Kopf gestellt werden im Museum machen einem angst, traurig und nachdenklich. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vom 6. und 9. August 1945 wurden von US-Präsident Harry S. Truman am 16. Juli 1945 – unmittelbar nach Bekanntwerden des erfolgreichen Trinity-Tests, des ersten Atomwaffentests – beschlossen und am 25. Juli angeordnet. Die Atombombenexplosionen töteten insgesamt etwa 92.000 Menschen sofort. Weitere 130.000 Menschen starben bis Jahresende an den Folgen des Angriffs, zahlreiche weitere an Folgeschäden in den Jahren danach. Die Stadt Hiroshima steht seit diesen trageischen Tagen hingebungsvoll hinter dem Wunsch nach einer Welt ohne Atomwaffen. Seit 1945 verfasst der Bürgermeisters der Stadt Hiroshima Protestbriefe und sendet sie an alle Präsidenten die in ihrem Land Atomwaffentest durchführen lassen. Die letzten fünf Briefe im Jahre 2012 gingen an den amerikanischen Präsidenten Barack Obama! Wie ihr hier lesen könnt, ist und bleibt das Thema so aktuell wie eh und je, doch wer macht sich schon irgendwann Gedanken über dieses Thema?? Ich persönlich stehe zu 100 % hinter der Aufforderung der Stadt Hiroshima, endlich alle atomaren Waffen abzuschaffen. An einer Wand im Museum stand “denn nur so kann die Menschheit weiter bestehen!! Nach dem intensiven Besuch, brauchten wir doch alle eine Weile um alles zu verdauen.

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Am Abend trieb uns der Hunger in die Stadt. Wir hatten wieder einmal eine gefühlte Ewigkeit gebraucht um ein Restaurant zu finden, welches allen gepasst hatte. Martin, Dani und ich sind dabei aber nie diejenigen die Schwierigkeiten mit dem Nahrungsangebot haben. Paolo ist unser Spezialfall, aber auch ihn konnten wir an diesem Abend in einem spitzen Restaurant zufrieden stellen. Das Essen kann ich immer nur wieder betonen ist einfach eine Klasse für sich. Es ist so was von absolut genial, dass ich am liebsten Japan gleich um die Ecke hätte, um nur mal kurz was essen zu gehen. Natürlich wurde auch dieser Abend spät, denn es verblieben uns nur noch zwei Tage, bis wir wieder von einander Abschied nehmen mussten.

Nahe von Hiroshima liegt der berühmte “Itsukushima Shinto Shrine” auf der Insel Miyajima. Mit der Fähre fuhren wir zur Insel rüber und wir waren alle schon ganz gespannt auf den Anblick des Torri. Als wir es erblickten konnten wir unseren Augen nicht trauen. Es war dick eingepackt in ein Gerüst und wurde gerade renoviert. Das Wahrzeichen Japans, das meist fotografierte Torri auf der Welt, steht da und wir die wahrscheinlich nur dieses Mal hier sind, können es nicht in voller Pracht bewundern. Ooch wie schade, ein wenig waren wir schon enttäuscht, dass wir es nur so anschauen konnten, doch den Tag liessen wir uns dadurch nicht vermiesen. Die hier im Wasser stehenden Tempelanlage ist aus dem Jahre 500. Alle Tempelanlagen werden immer wieder renoviert, sodass sie für etliche Nachkommen noch erhalten bleiben. Auch hier hat es überall freilaufendes Wild. Und in den Bergen der Insel hat es Japan Makaken (Affen). Dieses mal aber sahen wir aber leider keine. Gegen den Abend fuhren wir mit der Gondel auf die Spitze des 535 Meter hohen Berg Misen. Von dort aus genossen wir eine spektakuläre Aussicht. Die unzähligen Inseln die aussehen als hätte man sie übers Meer verstreut sehen fabelhaft aus. Man würde nicht meinen, dass man in Japan ist. Doch eben genau dies macht das Land in meinen Augen spannend und Attraktiv. Es hat so viele verschiedenen Gesichter und jedermann etwas zu bieten. Während einem Besuch ist Japan noch lange nicht vollständig erkundet. Vor allem hier im südlichen Teil, erstrecken sich fantastische Landschaften, weisse Sandstrände und türkisblaues Wasser sind keine Seltenheit.

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Im Nu kam auch hier der Moment des Abschiedes. In der Hotel Lobby tranken wir alle noch Bier zusammen, tauschten Fotos aus und liessen unsere gemeinsamen zwei Wochen ein wenig Revue passieren. Wir hatten eine ganz tolle Zeit mit Paolo, Dani und Kübler. Wir werden uns sicherlich noch ein paar Jahre lang etwas davon zu erzählen haben :).

Von Hiroshima gingen Martin und ich wieder zurück nach Tokyo. Die öffentlichen Verkehrsmittel hier sind wirklich ein Segen, so genossen wir das letzte mal während fünf Stunden die Vorzüge des Shinkansen bis wir in Tokyo ankamen.

An unserem letzten Tag traffen wir das letzte Mal noch Orie. Auch hier verging der Tag viel zu schnell und auch dieser Abschied viel wieder einmal viel zu schwer. Denn wer weiss schon wenn ich sie das nächste Mal zu Gesicht bekomme. Ich hoffe es wird nicht das letzt Mal gewesen sein!

Unsere Reise führte uns am 27. Mai weiter nach Taiwan. Was wir in diesem Land erlebten, durchmachten und zu Gesicht bekamen erfahrt ihr bald.

Alles Liebe und Gute

Corinne und Martin (der immer schaut, dass alles seine Richtigkeit hat beim durchlesen meiner Berichte!!!)

Album Kyoto
Album Hiroshima


Matsumoto, Kamikochi und Hakuba

7 06 2012

von Corinne:

Nach der 30 Millionenmetropole Tokyo machten wir uns auf in ruhigere Gebiete und zwar gingen wir in die japanischen Alpen. Ausserhalb Tokyo’s spriessen immer mehr Berge aus dem Boden, die Hänge der Hügel sind saftig grün. Die Landschaft ist geprägt von Dörfern, Reisfeldern und dichten Wäldern.

Die Stadt Matsumoto liegt im Zentrum Japans und wird von einer grandiosen Landschaft umgeben, im Westen reihen sich die malerischen Dreitausender der Nordalpen aneinander und im Osten liegen grosse Hochebenen. Das Stadtgebiet von Matsumoto wird geprägt durch seine vielfältige Natur, Geschichte und Kultur. Im Stadtzentrum erhebt sich eines der nationalen Symbole, die Burg Matsumoto.

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Wir kamen gegen Mittag an und bezogen zuerst unser Hotel. Etwas Bewegung konnte uns nach der Zugfahrt nicht schaden, so schwangen wir uns auf die hoteleigenen Velos und fuhren los. Zuerst besuchten wir eine kleine schmucke Strasse an der es allerlei zu sehen und kaufen gibt, danach gingen wir an einen Quellwasserbrunnen der für sein besonders gutes Wasser bekannt ist, etwas trinken und danach fuhren wir zu einem nahe gelegenen Park zum ausspannen. Als unsere Rauditruppe da ankam, schaute uns schon von weitem ein Mann ganz neugierig an. Wir waren kaum, da sprach er uns auch schon an und fragte sogleich von wo wir kommen. Wir sagten aus der Schweiz (was sonst :)…) Da klatschte er in die Hände und sagte mit einem Strahlen im Gesicht ob wir wissen, dass Matsumoto seit 1972 die Schwesterstadt von Grindelwald ist. Hmm?? Was?? Wir schauten alle ein wenig verdutzt drein. “Neee, wussten wir nicht”, antworteten wir. Er war regelrecht entzückt, dass wir aus der Schweiz sind und seine Stadt besuchten. Während dem Gespräch sagte er uns , dass er Reiseführer in der Matsumoto Burg sei und er meinte wir sollen ihn doch besuchen kommen. Klar bejahten wir und versprachen ihm so gegen 10:00 zu kommen. Als wir uns verabschiedeten rief er uns nach, wir sollen jaa nicht zu viel trinken. 🙂 wieso sollten wir auch…?? Aber irgendwie hatte der gute Mann da so seine Vorahnung, wie unser Abend enden könnte.

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Als Mätty gegen den Abend auch ankam, machten wir uns auf dem Weg zum Restaurant. Dass man sich wie zu Hause fühlt, zieht man die Schuhe beim Eingang aus. Danach wird man zum Tisch geführt. Natürlich ist das nicht wie bei uns, wo jeder auf seinem Stuhl sitzt, dass wäre zu ungemütlich, meistens hat es rund um den Tisch eine gepolsterte Sitzfläche und die Beine kann man gemütlich nach unten baumeln lassen. Wir setzten uns, bestellten zuerst mal eine Runde Bier und Quatschten ein wenig. Danach wird lange die riesige Karte studiert und alles mögliche bestellt. Die japanische Küche bietet für absolut jedermann etwas. Hier in Japan bestellt man immer für den ganzen Tisch, alle essen von den Gerichten die auf dem Tisch stehen, so hat man allerlei schmackhaftes vor der Nase und würde am liebsten nie mehr aufhören zu essen. Wenn der Magen mal nach einer Pause schreit, gibt es zwischendurch einen Sake oder einen Shōchū (jap. „Branntwein“), das ist ein hochprozentiges, durch Destillation gewonnenes alkoholisches Getränk, das traditionell in Japan hergestellt wird. Die meisten Sorten haben um 25% Alkohol, einige auch bis zu 43%, er wird mit Tee, Wasser oder Soda gemixt. Unser Abend war einfach fantastisch, wir lachten unglaublich viel, tranken immer mehr Shōchū und kamen, umso später der Abend wurde, immer mehr ins Gespräch mit unsere japanischen Tischnachbarn. Ich habe keine Ahnung wie spät es genau war, doch so gegen 03:00 Uhr oder so war es bestimmt schon also wir laut lachend und schwafelnd die Gassen in Matsumoto durchquerten um in unser Bett zu fallen.

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Zum Glück waren wir, beim abmachen der Treffpunktzeit am nächsten Tag, realistisch. 14:00 ausgeschlafen, gegessen und einigermassen fit vor dem Hotel, war die Aufgabe. Zu aller Zufriedenheit wurden die hohen Anforderungen erfüllt und so machten wir uns mit dem Velo auf zur Burg. 🙂 Wir lachten schon darüber, was wohl unser Burgguide sagen wird, wenn wir ihm von letzter Nacht erzählen?! Schlussendlich war er es ja, der uns auf die Idee brachte. Vielleicht währen wir alle schön brav um 22:00 Uhr ins Bett, wenn ER nicht’s gesagt hätte :). Zurück zur Burg, die war wirklich wunderschön, sie ist sehr gut erhalten und wie schon gesagt das Wahrzeichen von Matsumoto. Wir gestalteten unseren Besuch gemütlich, nach der Umrundung zu Fuss gingen wir über den Wassergraben, hinter die Burgmauern um uns alles noch aus der Nähe und von innen anzuschauen. Wie es der Zufall so wollte, trafen wir den netten Herrn von gestern gleich wieder. Er schaute auf die Uhr und meinte, “ganz schön spät, was”? “Hmm, ja wir waren noch etwas trinken” antworteten wir alle mit einem lächeln. Danach führte er uns durch die grosse historische Burg und erklärte und allerhand über die Entstehung und die Samurai’s deren Aufgabe es war, die Burg zu beschützen. Am letzten Abend ging es gemächlicher zur Sache denn wir werden gegen 08:00 Uhr weiter reisen. So gingen wir zum Abschluss in Matsumoto Okonomiyaki essen und bald darauf schlafen.

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Das auf 1500m gelegene Kamikochi-Tal repräsentiert die malerische Gebirgslandschaft Japans. Die 3000 Meter aufragende Hotaka-Gebirgskette sowie das kristallklare Wasser des Azusa Flusses bezaubern hier einem. Zudem ist Kamikochi einer der bedeutendsten Nationalparks Japans, und liegt am Fusse des Yakedake, einem bis heute noch aktiven Vulkan. Wir fuhren mit dem Zug ins Tal hinein danach ging es mit dem Bus weiter. Der Weg schlängelte sich behutsam den Bergen entlang und endete im kleinen idyllischen Ort Kamikochi. Dort bezogen wir unsere nette kleine Holzhütte, die wir tags zuvor im Tourismusbüro ausfindig gemachten hatten. Unsere Unterkunft war sensationell. Wir hatten ein traditionelles Schlafzimmer d.h. man belegt den Boden mit einem Futon (eine Art Matratze) oder man legt gleich zwei aufeinander, dass es ein wenig bequemer ist. Wir hatten sogar eine kleine Küche mit Herd, Wasserkocher und was sonst noch so dazu gehört.

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Der Tag war erst angebrochen so hatten wir noch genügend Zeit für eine Wanderung. Wir wanderten gemütlichen dem grossen Fluss entlang, auf dem Weg trafen wir auf wilde Affen, wunderbare kleine Bäche und blühende Blumen. Die Natur hat hier einiges geschaffen, was einem staunen lässt. Die ruhige abgeschiedene Gegend war der perfekte Ausgleich zur erst besuchten Mega City Tokyo. Wir genossen das schöne Wetter und die traumhafte Aussicht auf die umliegenden schneebedeckten Dreitausender. Die Kappabashi-Brücke über den Azusa Fluss ist symbolisch für Kamikochi. Von ihr aus kann man die Berge der Hotaka- und Yakedake-Kette betrachten. Aus dem klaren Flusswasserbecken, das durch einen Vulkanausbruch des Yakedake entstand, ragen verdorrte Bäume hervor und schaffen so eine mystische Atmosphäre. Nach der Wanderung gingen wir nach Hause. Unser Abendessen gestaltet sich einfach. Wir kauften uns in Matsumoto ein paar Sandwichs, Nudelsuppen und Bier. Da der Wetterbericht für die folgenden Tage nicht’s gutes verlauten lies, schliefen wir nur eine Nacht in unserem gemütlichen Häuschen.

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Am nächsten Tag gingen wir mit dem Bus weiter zu den berühmten Shiraone Onsen. Wie vorhergesagt regnete es in Strömen und so war es wirklich der perfekte Tag um sich in warme, schwefelhaltige Onsen zu legen und die Seele baumeln zu lassen. Da es leider keine Übernachtungsmöglichkeiten bei den Onsen gab, mussten wir am selben Tag zurück nach Matsumoto.

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Dorf schliefen wir erneut für eine Nacht. Unser nächstens Ziel war Hakuba (bedeutet „weißes Pferd“) das Dorf liegt in der japanischen Präfektur Nagano. Hakuba ist die Geburtsstätte des Japanischen Skisports. Im Winter liegt der Schnee mehrere Meter hoch, die Wintersportsaison dauert bis in den April hinein, es wurde bekannt, als 1998 in Nagano die Olympischen Winterspiele stattfanden. Das Dorf veranstaltete damals unter anderem das Skispringen auf den Hakuba-Schanzen und die Wettkämpfe in den Alpinen Disziplinen. Als wir ankamen begrüssten uns erneut schneebedeckte Berge, sie ragen, wie aus dem Boden gestampft in den Himmel. Dicke Wolken zogen spielerisch über die Bergkämme, die Luft war angenehm kühl und der Frühling machte sich an jeder Ecke mit blühenden Pflanzen bemerkbar.

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Unser zu Hause für zwei Nächte war das kleine, schmucke Hotel “Petit enchanté”. Die Hotelbetreiber waren ein nettes Paar und eine kleine “herzige” Grosi, die wir sofort in unser Herz schlossen. Sie waren so unglaublich zuvorkommend, dass wir wirklich alle überwältigt waren von ihrer Gastfreudschaft und ihrem Service. Zu unserem Glück sprach der Mann ein wenig Englisch, so machten wir uns bei ihm schlau, wo wir Bike’s mieten und wo wir am besten eine Tagestour machen konnten. Gesagt getan und ein paar Minuten später sassen wir auf unseren frisch gemieteten Bike’s um erst mal das lang gezogene Dorf aus zu kundschaften.

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Als aller erstes gingen wir zur berühmten Sprungschanze. Mit dem Sessellift fuhren wir nach oben zum Turm, von dort aus gelangte man über einige lange Stahltreppen, in die schwindelerregenden Höhen einer olympischen Sprungschanze. Oh man oh man, Mätty und ich kriegten gleich mal gehörig unser Höhenangst zu spüren. Ich bekomme die komischerweise nur wenn der Boden unter meine Füssen durchsichtig ist. Und da die Stahltreppen aus so netten Löcher bestand wo man schön durchschauen konnte, packte mich das schwammige Gefühl in meinen Beinen und lies mich nicht so schnell wieder los. Mätty hat noch ein wenig mehr Höhenangst als ich und war auf der Treppe so steif wie sonst nie. Ich musste sooo lachen, als wir wie zwei Idioten auf der Treppe standen und uns fast in die Hosen machten. Als wir oben bei der “kleinen” Schanze ankamen war dann alles wieder gut, denn auf der Plattform hatte es einen “normalen” Boden, wo man nicht hinabschauen konnte. Natürlich mussten wir den Weg wieder zurück und uns erwartete ja noch die “grosse” Schanze. Aber wenn wir schon mal hier sind kneifen wir bestimmt nicht wegen so blöden Treppen. Also war tief durchatmen angesagt und einfach immer schön nach vorne schauen und NIIIEEE hinunter. Klar schaut man irgendwann runter, auch wenn man weiss, dass es bestimmt keine gute Idee ist. Wir hatten eine gefühlte Ewigkeit bis wir oben waren und der herannahende Sturm der durch die Stahlkonstruktion blies, war auch nicht gerade hilfreich. Doch auch Mätty und ich schaften es nach oben. Die Aussicht hat jedenfalls alles entschädigt aber ich muss schon sagen diese Skispringer, die haben ordentlich einen an der Waffel. Ich würde mich im Leben nie von so einem Ding stürzen mit zwei klapprigen zwei Meter langen Skiern an den Füssen.

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Zurück auf dem Boden gab es gleich mal ein gemütliches Bier in der Sonne. Die Jungs waren ein wenig übermütig, besser gesagt Mätty fing mit dem ganzen an. Er dachte, er könne vielleicht mit dem Bike die grosse Treppe hochfahren die zum olympischen Gelände führte. Er sorgte damit für Unterhaltung pur und steckte mit seinem Übermut die anderen ein wenig an. So schwangen sich alle auf die Velo’s und machten allerlei Faxen darauf. Wenn ich es noch nicht in meinen Berichten erwähnt habe, wir haben in unserer Gruppe den unübertreffbaren Schussli dabei. Dani ist an die 1.95 Meter gross, ein lieber netter Kerl der keiner Fliege was zu leiden tun könnte. Doch leider hat es überall auf der Strasse oder sonst wo etwas, das ihm etwas zu leide tun möchte. Ja gut manchmal macht er sich durchaus auch selbst weh aber kommen wir zurück zum Velofahren. Ich sass ganz gemütlich auf der Treppe, während dessen die anderen mit ihren Velos Kunststücke vorführten als würden sie einen Brautwerbungstanz veranstalten. Eigentlich hätte ich es wissen müssen, als mir so im Kopf umschwirrte wer es wohl als erstes auf den Sack hauen würde. Ich glaube es vergingen keine zwei Sekunden, da sah ich Dani wie bei seinem Velo die Gabel sich quer stellte und er im hohen Bogen voll auf mein Velo stürzte. “Ach du Scheisse”, dachte ich, obwohl ich mich kaum vor lachen zurück halten konnte, war ich gleich bei ihm und fragte ob alles OK sei. Als er bejahte, konnte ich mich fast nicht mehr beherrschen, doch all seine Schürfwunden waren wirklich nicht zu lachen und er tat mir wirklich leid. Dies war nur ein ausführlicher Bericht über seine lustige Tollpatschigkeit die manchmal kein Ende nehmen wollte. Doch “gäll” Dani, in Japan sind eben wirklich alle Türen, Schilder, U-Bahn Eingänge und Busse ein wenig klein…. 🙂 ich hoffe dein Kopf hat sich mittlerweile etwas erholt von den vielen Schlägen und ich hoffe deine Wunden von meiner Geschichte sind auch alle wieder verheilt. Nach dem Sturzdesaster war es definitiv Zeit zu gehen. Wir tranken in den Abendsonne auf einer schönen Terrasse noch einen Kaffe und gingen danach nach Hause. Im Hotel warteten schon die Onsen auf uns. Die heissen Bäder haben es uns Total angetan. Ich sass wie immer alleine in meiner Onse während dessen die Jungs zu fünft in ihrer sassen. Sie waren jedes Mal lautstark zu hören und manchmal waren die Geräusche etwa die selben wie wenn sich Schweine suhlen, doch was will man mehr erwarten von fünf nackten Jungs die mit Bier in einer zu heissen Wanne sitzen…. 🙂

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An unserem zweiten Tag in Hakuba, gingen wir mit den Bikes auf eine längere Tour. Wir fuhren im Tal gemütlich den Fluss entlang, danach ging es ein gutes Stück aufwärts. Als wir oben ankamen, folgten wir immer noch gutgläubig unserem Plan. Doch irgendwie fuhren wir immer mehr wieder die geteerte Strasse hinunter und eigentlich wollten wir auf einen Bike Trail gehen. Zu unserem Glück trafen wir unterwegs zwei andere Ausländer an, die wussten ungefähr wo wir hin mussten und zeigten uns den Weg. Natürlich zeigte sein Finger nicht nach unten sonder nach oben. Dieses mal war die Aufwärtsstrecke einiges Länger und ging langsam in die Waden. Die mühe hatte sich sehr gelohnt, denn oben erwartete uns eine super tolle Aussicht und ein kleines Holzhäuschen mit einer riesigen Terrasse. So hielten wir an dem gemütlichen Ort gleich einige Minuten inne und genossen die schöne Natur. Nach dem chillen ging es dann rasant abwärts, die Bikes waren nicht Weltklasse und deshalb waren mir manchmal die Bremsen nicht ganz geheuer, doch Spass machte es allemal.

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Zu Hause erwarteten uns nicht nur die Onsen sonder auch ein erstklasse Fünfgangmenü. Gegen 19:00 Uhr setzen wir uns im Edel gedeckten, kleinen Speisesaal hin. Die Gastwirte überraschten uns mit wahnsinnig gutem Essen und Wein. Der Abend war mehr als gelungen und endete mit einer feinen Flasche Shōchū. Leider war es auch der letzte Abend zusammen mit Mätty. Er reiste am darauf folgenden Tag zurück nach Tokyo. Natürlich vergingen die Stunden wie im Fluge und es stand schon der nächste Tag vor der Tür. Wir fuhren alle zusammen noch ein Stück mit dem Zug, bis sich unsere Wege trennten. Klar war es wieder einmal nicht einfach Tschüss zu sagen. Doch weil ich wusste, dass ich ihn in ein paar Monaten wieder sehen werde, war es nicht sooo schlimm. Die tränen kullerten erst im Zug als Mätty weg war, ich weiss ja, dass er es nicht so mag, wenn ich immer Weine. Doch so sind nun mal die meisten Frauen. Was währe die Welt schon ohne unsere Tränen?!

Im nächsten Bericht erfahrt ihr mehr über die Tempelstadt Kyoto und über die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Hiroshima.

 

Album Matsumoto
Album Kamikochi
Album Hakuba


10 Tage in der Weltstadt Tokyo

30 05 2012

vor Corinne:

Ja, 10 Tage sind sehr sehr lange, doch Tokyo ist eine riesen Metropolo und hat dementsprechend auch sehr viel zu bieten. Also langweilig wird es einem hier bestimmt nie. Nur das grösste Problem ist wieder einmal der beschränkte Platz in einem 65 Liter Rucksack. Man könnte sich nämlich hier so einiges kaufen.

Von Sapporo aus sind wir in einem Tag nach Tokyo gefahren, die Strecke von 1130 km legt man mit dem Zug in 10 Stunden zurück. Wir starteten also am frühen Morgen und kamen gegen Abend an. Fünf Jahre ist es her, seit unserem letzten Aufenthalt hier, doch irgendwie weiss man so einiges auf anhieb nicht mehr. So mussten wir uns zuerst mal wieder mit dem riesigen U-Bahn Netz auseinandersetzen sowie dem Kauf von U-Bahn Tickets. Mit unserem Gepäck durchquerten wir Tunnel für Tunnel im riesigen unterirdischen Bahnhof, tausende Kleidergeschäfte, Restaurants und Cafés säumen die 6 Stockwerke unter dem Boden. Auch wir schaften es irgendwann von Shinjuku Station in Richtung Hotel. Tokyo Station ist die Hauptverkehrsader der Shinkansenzüge, Shinjuku Station ist jedoch der eigentliche Hauptbahnhof in Tokyo. Er wird auf eine Tagespendlersumme von 3.5 Millionen Menschen geschätzt, somit gehört er zu den geschäftigsten Bahnhöfe der Welt.

Auf unserer Reise reden wir immer mehr davon, wie unsere kleine Schweiz, zahlenmässig mit nichts in anderen Länder zu vergleichen ist. Wenn ein Zürcher einem Japaner sagen würde er käme von der “Weltstadt Zürich” mit 300’000 Einwohner, würde ihm ein kleines, müdes, schmunzeln über die Lippen fallen, eventuell würde er noch fragen ob es da überhaupt Einkaufsmöglichkeiten gäbe.

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Foto’s: In Shibuya befindet sich ein “Fussgängerstreifen” den pro Stunde 100’000 Personen überqueren. Besonders am Wochenende und gegen Feierabend kann man die Massen von Menschen gut beobachten.

Zurück zu unseren Tagesgeschäften in Tokyo :). Unser Tag beginnt meistens gegen 10:00 Uhr im Café neben dem Hotel. Unser kleines Hotelzimmer mit seinen 11 Quadratmetern lädt überhaupt nicht zum verweilen ein. So verlassen es wir immer schnellst möglich. In den ersten Tagen klappern wir ein paar bekannte Plätze ab, so können wir wieder ein wenig für Orientierung sorgen. Wir erwarten ja in ein paar Tagen Japanneulinge und die möchten wir ein wenig hier herumführen.

Nördlich von Tokyo liegt in Nikko eine der berühmtesten Tempelstädte Japans. Zwei Stunden fahren wir zuerst mit dem Shinkansen, danach geht es weiter mit einer kleinen “S-Bahn” in die Berge. Die Population wird immer kleiner und allmählich liegen an der Zugstrecke entlang nur noch kleine Dörfer und viele Reisfelder. Es ist immer noch Goldenweek und dementsprechend ist der Zug gerammelt voll. Doch wir haben uns an die Massen gewöhnt und nehmen es locker, nicht die einzigen zu sein. Japaner sind im Gegensatz zu anderen Nationen sehr angenehme Weggefährten. Niemand schupst dich weg, oder verteidigt seinen Stehplatz mit Ellbogen. In diesen Angelegenheiten sind sie so gesittet wie fast kein anderes Volk. Alle haben eine grosse Geduld, sie stehen Wortlos in der endlosen Schlange an, gehen gemütlich durch die mit Menschen gesäumte Tempelanlage, niemand scheint gestresst, geschweige denn aggressiv.

Nikko’s Geschichte beginnt im Jahre 766 mit der Errichtung des Rinno-ji Tempels. Der Besuch in der rieseigen Tempelstadt dauerte bestimmt an die vier Stunden. Die Gebäude sind prunkvoll, majestätisch und voller Geheimnisse. Wenn man bedenkt, wie alt alles ist, hat man schon eine gewisse Ehrfurcht. Ich versuche mir immer vorzustellen, wie es vor tausend Jahren hier wohl ausschaute, wie die Menschen hier lebten und dass einige von ihnen, genau diesen Punkt ebenfalls überquerten an dem ich jetzt im Jahre 2012 stehe.

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Nach den Tempeln fuhren wir mit dem Bus weiter zu einem nahe gelegenen See. Eigentlich dachten wir, dass die Fahrt zehn Minuten gehen würde, doch sie dauerte einiges länger, wir fuhren ein endlos scheinendes Tal hinauf, Kurve für Kurve führte der Bus uns immer höher in die Berge. Als wir ausstiegen, brachte uns eine kleine Gondelbahn auf einen Hügel mit super Aussicht.  Gegenüber von uns lag der grosse Bergsee, rundherum Wald, doch auf einer Seite stürzte ein grosser Wasserfall in die Tiefe. Der Tag war mit so vielen Eindrücken gefüllt, dass wir gegen Abend ganz müde wieder in den Zug stiegen und zu Hause ins Bett fielen wie ein Stein.

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Am 07. Mai machten wir uns auf zu Flughafen Narita. Wir erwarteten Besuch aus der Schweiz :). So gingen wir in Shinjuku Station um 07:12 auf den Zug, die Fahrt dauert nämlich ganze 1.5 Stunden bis zum Flughafen. Mätty, Paolo und Kübler wussten nichts davon, dass wir sie abholen werden, nur Dani habe ich zur Sicherheit informiert. Ich stand also so da am Terminal 2, hatte nass kalte Hände, mein Herz schlug wie wild, kurz gesagt ich war so richtig nervös. Endlich werde ich nach acht Monaten Mätty wieder sehen, wir waren erst einmal so lange von einander getrennt, dass war vor acht Jahren als er mit Paolo für ein Jahr nach Mexiko und Kanada ging. Die Minuten vergingen wie Stunden und als endlich ein bekanntes Gesicht aus der Zollkontrolle kam, gab es fast kein halten mehr. Martin und ich haben aber aus jux abgemacht erstmals einfach stehen zu bleiben und zu schauen, ob sie uns entdecken. Paolo schaute suchend drein, er hatte wohl schon einen zu grossen Nikotinentzug und nur eines im Kopf. Ich fuchtelte wie wild hinter der Schranke mit meinen Händen, so dass ich wirklich unübersehbar war. Ich hatte nur zwei Fragen, wie war der Flug und wo ist Mätty! Er meinte der sollte auch bald kommen, das Gepäck sei ein wenig langsam von Mätty und Dani. Doch all zu lang ging es nicht bis auch er hinaus kam. UUhh man mit mir gingen die Pferde durch, er hatte ja auch keine Ahnung, dass ich am Flughafen sein werde und so schaute auch er freudig überrascht drein als ich rufend auf ihn zu lief. Ach war dass schön, endlich wieder einmal Mätty in den Armen zu haben. Mir kullerten natürlich die ersten freuden Tränen über die Wangen und Mätty schaute mich auch an, dass ich sah, dass die Überraschung mehr als geglückt war. Last but not least kam auch Dani raus. Ab den ersten Minuten gab es schon so viel zu erzählen, dass wir gar nicht vom Fleck kamen. Bei dem ganzen Gerede bemerkten wir gar nicht, dass eigentlich ja jemand fehlt. Kübler sollte nämlich schon längstens hier sein, er flog mit der Swiss direkt nach Tokyo. Doch von ihm war weit und breit keine Spur. Bei der Information liessen wir hinterlegen, dass wir den “kleinen Andreas Kübler” suchen. Es dauerte bestimmt eine Stunde bis er endlich beim Terminal 2 auftauchte, schon hatten wir wieder etwas zu lachen als er kam. Wir waren natürlich ab jetzt unübersehbar. Unsere Gruppe bestand nun aus fünf Jungs und einem Mädel. Wir fuhren mit dem Narita Express vom Flughafen einmal quer durch Tokyo und dann mit der U-Bahn weiter zu unserem Hotel.

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Die müden Neuankömmlinge hatte nicht mehr all zu gross Lust auf Hotel suche zu gehen. Also fragten wir im selben Hotel wo wir stationiert waren nach, ob es noch freie Zimmer hat. Natürlich klagten alle über Hunger, Martin und ich dachten uns schon, dass dies die erste Tat werden würde, so hatten wir schon einen Plan wo wir essen gehen. Ganz nahe bei unserem Hotel hatte es ein spitzen Sushi Restaurant. Am Tresen werden die Fischspezialitäten ganz frisch vor einem zubereitet und die Qualität lässt wirklich gar nichts zu wünschen übrig. Da eine pro Person Bestellung meistens kompliziert wird, habe ich das Essen organisieren übernommen und einiges an Sushi, Suppen und nochmals Sushi bestellt. Dani konnte man fast nicht mehr halten als er die Platten sah, auch Mätty und Kübler waren gespannt darauf was sie gleich essen werden, Paolo war Wortkarg und schaute ein wenig skeptisch drein. Nach dem Essen war definitiv klar, dass Paolo mit dem kalten rohen Malzeiten nicht warm wird, doch allen anderen hat es sehr geschmeckt.

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Am zweiten Tag nach der Ankunft unserer SH-Crew 🙂 gingen wir an den Fischmarkt. Die Jungs hatten noch Jetlag im Kopf und deshalb war es der beste Zeitpunkt, Frühmorgens aufzustehen. 04:00 Uhr war Treffpunkt vor dem Hotel. Mit dem Taxi fuhren wir einmal Quer durch die Stadt. Gegen 05:00 Uhr kamen wir im Büro an, wo man sich für die Thunfisch Auktion anmeldet. Es werden pro Tag nur 140 Personen an die Auktion zugelassen, deshalb mussten wir schauen, dass wir rechtzeitig an Ort und Stelle waren. Um 05:30 ging es dann los, wir liefen in zweier Reihen durch das riesige Areal, überall fuhren hunderte von Palettewagen umher, riesige Tore gingen auf, tausende von Kisten mit Fisch standen an jeder Ecke.

Der Tsukiji-Fischmarkt ist der weltweit grösste Markt für Fisch und Meeresfrüchte. Jeden Tag wechseln hier über zweitausend Tonnen Fisch aus aller Welt von über 400 verschiedenen Arten ihren Besitzer und werden an den hunderten kleinen, spezialisierten Ständen zum Verkauf angeboten.  Der Markt ist aufgeteilt in zwei Teile, einen inneren, in dem die Fischauktionen stattfinden und lizensierte Großhändler ihren Fisch an Restaurantchefs und Ladenbesitzer verkaufen, und den äußeren Teil, einem Gassengewirr von kleinen Läden, die Fisch, Lebensmittel, Küchenutensilien verkaufen und natürlich Sushi-Restaurants. Wir gingen zuerst an die Thunfisch Auktion, die bis zu 300 Kilogramm schweren Fische sind das Highlight schlechthin. Im Januar 2012 wurde ein Rekordpreis für einen 269 Kilogramm schweren Blauflossenthunfisch erzielt. Der Käufer legte schlappe 566’000 Euro für das Tier hin. Die Auktion ging eine halbestunde. Die Fische lagen in Reih und Glied in der Halle, die meisten werden direkt nach dem Fang schockgefroren. Auf einem Tisch liegen von den meisten Fischen hauchdünne Proben. Die Käufer begutachten jedes Tier ganz genau, hacken am Schwanzende kleine Stücke aus dem Fisch um die Konsistenz und den Geschmack zu testen. Nach dem ganzen Spuk sind grundsätzlich alle Fische verkauft, sie werden verladen und landen schlussendlich in etlichen Restaurant auf dieser Welt. Wir mussten nicht all zu weit laufen, die Sushi-Restaurants im Fischmarkt zählen sicherlich nicht zu den nobelsten der Stadt, bieten aber eine Möglichkeit, preisgünstig guten und frischen Fisch in breiter Auswahl zu genießen. So setzen wir uns gegen 06:30 Uhr in ein kleines Restaurant in dem wir den erst gerade gefangen Thunfisch als unser Morgenessen verzehrten.

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Mätty, Martin und ich wurden an einem Abend von Orie’s Eltern zum Essen eingeladen. Wir hatten uns das selbe Restaurant wie vor fünf Jahren gewünscht. Dort gibt es unsere Leibspeise Okonomiyaki. Wir Westler nennen es auch manchmal eine japanische Pizza, es hat jedoch wenig mit einer Pizza zu tun. Hauptzutaten in diesem Gericht sind Kohl, Eier, Mehl, Käse, Gemüse und Fleisch. Den Mix bestimmt man selber, Kohl und Eier hat es jedoch immer darin. So bald alle Zutaten ausgewählt sind kommen sie in eine Schüssel, danach wird alles durchmischt und auf die warme Platte als Fladen verteilt. Es schmeckt wirklich hervorragend. Wenn jemand einmal Okonomiyaki essen möchte, lade ich ihn gerne mal bei mir zu Hause zu einem Nachtessen ein. Leider habe ich keine so riesige Platte zum Kochen aber eine Bratpfanne tut’s auch :). Das wieder sehen mit Ories Familie war sehr schön, der Abend ging rasend schnell vorbei und so machten Martin und ich uns gegen 22.00 Uhr wieder auf den langen Heimweg. Es braucht nämlich an die zwei Stunden mit dem Zug von Orie’s zu Hause nach Tokyo.

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Nun schlussendlich verbrachten wir fünf Tage zusammen in Tokyo in denen wir einiges anschauten. Natürlich hatten wir eine menge Spass in Gamehallen, tranken und assen immer genug und die Männer hatten auch jeden Tag auf den Strassen Tokyo’s etwas zu bestaunen. Anscheinend gefallen Japanerinnen besonders… 🙂

Album Tokyo
Album Tempelstadt Nikko


Hokkaido

25 05 2012

von Corinne:

Neun Stunden verbrachten wir dieses Mal im Flieger. Am 24. April kamen wir gegen 06:00 Uhr in Tokyo an. Im Flugzeug hatten wir uns entschieden direkt mit dem Zug auf die Insel Hokkaido zu fahren. Diese liegt oberhalb von der Hauptinsel nahe bei Russland. Japan zu betreten ist im Gegensatz zu anderen Ländern kein Problem. So ging es Zack Zack und wir hatten offiziell japanischen Boden unter den Füssen. Unsere ersten Aufgaben waren den RailPass einzulösen und die Zugreservationen bis nach Hakodate organisieren. Um 07:30 sassen wir also im Narita Express Richtung Tokyo Station, die Fahrt vom Flughafen nach Tokyo dauert eineinhalb Stunden. Von dort aus ging unser nächster Zug in 3 1/2 Stunden nach Aomori. Die Strecke beträgt 780 km, das heisst wir fuhren im Durchschnitt 222 km/h, Shinkansen sei Dank!! In Aomori besteigt man den Zug der den längsten je gebauten Unterwassertunnel der Erde durchfährt. Er ist 52 km lang und liegt 140 Meter unter dem Meer. Gegen 17:00 Uhr also 10 Stunden nach der Landung am Flughafen waren wir dann in Hakodate angekommen. Wir bezogen unser erstes Hotel und wollten so schnell wie möglich etwas zwischen die Zähne kriegen. So machten wir uns gleich auf die Suche nach einem Restaurant. In Japan ist es sehr schwer Essen zu finden, das nicht gut ist. So liefen wir nach fünf Minuten gleich an eine kleine Gasse mit vielen winzigen Restaurants. Im Durchschnitt haben ca. 10 Personen in einem Platz, so ist es immer sehr gemütlich. Die Stadt ist nicht sehr touristisch und so sassen wir schon das erste Mal vor der, in japanisch geschriebenen Menükarte und hatten keinen Plan was wir bestellen sollen. Da gibt es grundsätzlich nur eines einfach mal mit dem Finger darauf zeigen, nicken und lächeln. Bier bestellen ist hingegen einfach und so sassen wir innert Kürze vor unserem ersten Sapporo Bier und warteten gespannt auf unser Essen. Wir erwartet kam dann auch wohlriechende Nahrung vor unsere Nasen. Nach dem Essen gab es noch ein, zwei oder doch drei japanische Liköre mit Wasser verdünnt, als Absacker.

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Am darauf folgenden Tag ging unsere Reise schon um 07:00 Uhr weiter. Wir hatten in Hakodate erfahren, dass die Möglichkeit bestehe in Niseko Skifahren zu gehen. Das muss man uns natürlich nicht zweimal sagen. Wir sassen also erneut ein paar Stunden im Zug. Auf Hokkaido hatte es noch richtig viel Schnee nur in den Städten wo die warmen Abwasser die Strassen erwärmen war er schon geschmolzen, sonst war er fast überall noch zu sehen. In Niseko angekommen mussten wir zuerst einige Minuten mit unserem Gepäck zum Touribüro laufen, denn wir brauchten zuerst mal eine Unterkunft. Da die Goldenweek kurz vor der Tür stand und wir wussten, dass es evtl. schwierig werden könnte, hofften wir auf ein einigermassen günstiges Hotel. Zum Glück sprach die Frau im Büro Englisch, sonst währe die Sache einiges komplizierter verlaufen. Drei Nächte buchten wir in einem Hotel direkt neben der Skipiste. Wir konnten sogar ein Zimmer mit westlichem Bett ergattern, doch wenn wir gewusst hätten, dass diese noch härter sind als die typischen japanischen Futons, dann hätten wir ein japanisches Zimmer gewählt.

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So da waren wir also, in einem ausgestorbenen kleinen Dorf mit ca. drei Hotels und 10 anderen Häusern und unserer frisch gemieteten Skiausrüstung. Natürlich war schon sehr früh Tagwach am ersten Tag, wir wollten so schnell wie nur möglich wieder einmal auf den Brettern stehen. Da unsere Unterkunft ein traditionelles japanisches Hotel ist gibt es auch dementsprechend Frühstück. Wir hatten einen riesen Berg an Reis, Suppen, rohen Fisch und Gemüse vor uns. Einige werden jetzt die Nase rümpfen, doch es schmeckte hervorragend und macht einem mehr als satt. Und es ist nun mal so “andere Länder andere Sitten”. Wir fuhren den ganzen Tag wie verrückt die Gondel rauf und die Piste runter. Es hatten nur 4 Liftanlagen offen und in sechs Minuten war man auch gleich wieder unten, uns war dies aber völlig egal, die Hauptsache war, Bretter an den Füssen und Schnee unter dem Brett.

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Nach Niseko gingen wir weiter nach Sapporo. Natürlich legen wir jede Strecke mit dem Zug zurück. Nirgends auf der Welt ist Zugfahren so komfortabel und angenehm wie in Japan. In Sapporo war schon ein wenig der Frühling eingekehrt. Wir freuten uns auf die Kirschblühten und das gute Bier. Ausserdem kann man hier sich langsam an die Menschenmassen in Japan gewöhnen. Die übersichtliche kleine 2 Millionenstadt ist geprägt von der Geschichte des Biers und natürlich kennt man die Stadt wegen den ersten Olympischen Spiele (1972) in Asien. Das Sapporo Biermuseum ist ein absolutes muss, wenn man in der Stadt ist. Das Gebäude ist eine alte Bierbrauerei. Heute beherbergen die alten Pflastersteingebäude eine Menge an Bierkellern, wo man deftige Wurst, Kartoffeln und Sauerkraut bekommt, ausserdem kann man nach den Museum in die Bierdegustationshalle gehen und sich durch das Sortiment trinken. Was wir natürlich auch machten :). In Sapporo machten wir zu dem noch kleinere Ausflüge, einmal gingen wir bei schönstem Frühlingswetter in den botanischen Garten, wir machten bei Regenwetter eine riesige  Shopping Malle unsicher und gingen jeden Tag fein essen.

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Eigentlich wollten wir ja noch mehr Zeit auf der Insel Hokkaido verbringen, doch die Goldenweek (80% aller Japaner haben dann eine Woche Ferien) machte uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Alles, also wirklich absolut alles war ausgebucht! Wir fanden nirgends irgend ein bezahlbares Hotel. So hatten wir noch Glück, dass wir eine Reservierung im Shinkansen ergattern konnten zurück nach Tokyo. Wir waren deshalb schon 4 Tage vorher in Tokyo als geplant.

Fortsetzung folgt mit der Millionenstadt Tokyo, mit freudigen Wiedersehen und mit einigen Geschichten mehr.

Album Hokkaido